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Voltigieren: Ausrüstung, Übungen & 3 Tipps für Anfänger

Wissenswertes über Voltigieren

Voltigieren ist eine Randsportart, bei der Pferd und Mensch zusammenarbeiten. Allerdings wird hier nicht auf dem Pferd geritten, sondern geturnt. Wie das genau funktioniert, was du brauchst und beachten musst, erfährst du im Folgenden.

Noch immer ist das Voltigieren vielen Menschen unbekannt, dabei gibt es in Deutschland zahlreiche Vereine, die die anspruchsvolle Sportart anbieten. Besonders Pferdeliebhaber können sich für den Sport begeistern. Wir erklären dir, was Voltigieren genau ausmacht.

Was Voltigieren ist

Was Voltigieren ist

Voltigieren verbindet Turnen und Akrobatik mit dem Reitsport – und zwar, indem Turn- und Akrobatikübungen auf dem Rücken eines Pferdes durchgeführt werden. Das erfordert nicht nur turnerische Kompetenzen, der Sportler muss sich auch sehr gut mit dem Tier auskennen.

Obwohl er das Pferd selbst nicht führen muss, braucht es doch einiges Geschick im Umgang mit Pferden, um den Sport erfolgreich auszuüben.

Geführt wird das Pferd von einem Longenführer, der das Tier an einer Longe in einem Kreis mit einem Durchmesser von mindestens 18 Metern bewegt. Die Übungen werden entweder im Schritttempo, Trab oder Galopp ausgeführt.

Die Sportler führen die Turnübungen dabei nicht nur auf dem Pferd aus, auch das Auf- und Absteigen kann mit anspruchsvollen Stunts kombiniert werden. Zudem wird auch seitlich am Pferd geturnt.

So gelingt der Start

Vor allem Kinder haben Spaß an dem abwechslungsreichen Sport, doch auch Erwachsene können noch mit dem Voltigieren anfangen. Suche dir dafür am besten eine spezielle Gruppe, an der nur Erwachsene teilnehmen.

Solltest du einen Verein für dein Kind suchen, wirst du wahrscheinlich schnell fündig. Voltigiervereine gibt es in zahlreichen Städten und Dörfern.

Monatlich kostet eine Mitgliedschaft in einem Voltigierverein um die 20 Euro. Dieser Preis variiert jedoch abhängig davon, ob der Sport in einer Gruppe, als Einzel- oder Doppelvoltigieren durchgeführt wird. An Turnieren kannst du sowohl in einer Gruppe als auch allein oder mit einem Partner teilnehmen.

Allgemein nehmen vor allem Fortgeschrittene als Einzelvoltigierer an Turnieren teil. Kindern können bereits ab einem Alter von vier Jahren mit dem Sport beginnen.

Die richtige Ausrüstung zum Voltigieren

Die richtige Ausrüstung zum Voltigieren

Zum Voltigieren benötigst du einiges an Ausrüstung. Da du den Sport jedoch wahrscheinlich in einem Verein betreibst, sind die meisten Ausrüstungsteile bereits vorhanden wie die Ausrüstung für den Longierführer und das Pferd.

Als Sportler selbst brauchst du anfänglich ausschließlich enge Kleidung und Gymnastikschläppchen. Wenn du allerdings mit deinem eigenen Pferd voltigieren möchtest, musst du dir einiges an Ausrüstung zulegen.

Bedenke außerdem, dass immer ein Longenführer anwesend sein muss.

Ausrüstung für den Sportler

Als Sportler in einem Voltigierverein benötigst du nur wenig Zubehör und kannst ohne große Anschaffungen zu tätigen mit dem Sport beginnen. Wichtig ist jedoch, dass du enganliegende und dehnfähige Sportkleidung besitzt, die dich beim Turnen nicht behindert.

Weite Kleidung kann beim Voltigieren sogar gefährlich werden. Wenn du mit deiner Kleidung am Gurt hängenbleibst, kannst du vom Pferd fallen oder sogar unter dem Pferd landen. Darum solltest du auch deine Haare immer zusammenbinden.

Für deine Füße sind normale Gymnastikschläppchen ausreichend, die eng am Fuß sitzen.

Wenn Voltigieren für dich jedoch nicht nur ein Hobby, sondern auch ein Turniersport ist, solltest du in hochwertigeres Equipment investieren. Damit du in Voltigierturnieren antreten kannst, brauchst du einen Voltigieranzug und Voltigierschuhe oder – schläppchen.

Voltigierschuhe- oder Schläppchen gibt es in verschiedenen Materialien wie Leder, Synthetik oder Mikrofaser. Sie sollten eine rutschfeste Sohle haben, damit du auf dem Pferd Halt hast. Zudem sollten sie eng anliegen, damit die Jury deine Fußhaltung einwandfrei bewerten kann.

Auch Voltigieranzüge sollten enganliegend sein, damit die Jury mögliche Haltungsfehler erkennen kann. Voltigieranzüge sind sehr elastisch und bestehen häufig aus nur einem Element, das durch einen Reißverschluss am Rücken angezogen wird.

Ausrüstung für den Longenführer

Ausrüstung für den Longenführer

Der Longenführer führt das Pferd an einer Longe im Kreis. Da der Kreis bei Turnieren einen Durchmesser von 18 Metern haben muss, reicht eine einfach Longe von circa acht Metern nicht aus.

Darum sollte eine Doppellonge verwendet werden, die eine Länge von 16 bis 20 Metern aufweist.

Darüber hinaus kann der Longenführer eine Longierpeitsche einsetzen. Da der Radius bis zum Pferd circa neun Meter beträgt, muss die Peitsche eine gewisse Länge aufweisen, damit der Longenführer das Pferd erreichen kann.

Sogenannte Voltigierpeitschen besitzen einen drei Meter langen Teleskop-Stock und einen bis zu 4,5 Meter langen Schlag. Zusammen mit der Armlänge kann die Peitsche den Abstand zum Pferd überwinden.

Die Peitsche wird allgemein eingesetzt, um das Pferd zu treiben und hinauszuweisen, so dass der korrekte Durchmesser des Kreises eingehalten wird.

Ausrüstung für das Pferd

Im Gegensatz zum Sportler und Longenführer benötigt das Pferd beim Voltigieren einige spezielle Ausrüstungsteile. Das Pferd sollte einen speziellen Voltigiergurt tragen, der hinter dem Widerrist angelegt wird.

Er besitzt zwei stabile Handgriffe und eine Fußschlaufe an jeder Seite. Zwischen den Handgriffen ist meist eine zusätzliche Fußschlaufe vorhanden.

Um den Rücken des Pferdes zu schützen, liegt eine Voltigierdecke unter dem Gurt, die fast den gesamten Rücken des Tieres bedeckt.

Die Voltigierdecke beziehungsweise das Pad ist eine besonders dicke Unterlagen, die mit Watte oder Gel gefüllt ist. Unter dem Gurt wird zusätzlich eine Schaumstoffunterlage verwendet.

Voltigierpferd und Holzpferd

Voltigierpferd

Grundsätzlich ist nicht jedes Pferd als Voltigierpferd geeignet. Vor dem ersten Einsatz muss es speziell für den Voltigiersport ausgebildet werden.

Es sollte eine ruhige Art haben und gutmütig gegenüber Menschen sein. Zudem sollte es geduldig und athletisch sein. Werden die Übungen im Galopp ausgeführt, muss das Pferd über einige Minuten am Stück galoppieren können.

Zudem sollte das Tier schon einiges an Lebenserfahrung besitzen. Erst im Alter von sechs Jahren kann das Pferd bei nationalen Voltigierturnieren starten.

Bei internationalen Turnieren muss das Pferd sogar noch ein Jahr älter sein. Obwohl es allgemein keine vorgeschriebene Größe gibt, ist es empfehlenswert, ein Tier zu wählen, dass zwischen 1,70 und 1,85 Metern groß ist. Das Pferd sollte gesund sein, eine ausgeprägte Muskulatur in den Beinen besitzen und über einen geraden Rücken verfügen, damit die Sportler gut auf dem Tier turnen können.

Um die Übungen zu lernen, empfiehlt sich der Einsatz eines sogenannten Holzpferdes. Dies ist komplett aus Holz gefertigt, steht dem Pferd in seiner Größe jedoch in nichts nach. Auch das Holzpferd trägt einen Voltigiergurt und eine Voltigierdecke, so dass die Übungen einwandfrei geübt werden können, bevor sie zum ersten Mal auf dem Pferd geprobt werden.

Der Vorteil des Holzpferdes besteht darin, dass sich dies im Gegensatz zum Voltigierpferd nicht bewegt und die Übungen so unter vereinfachten Bedingungen trainiert werden können.

Voltigieren als Turniersport

Voltigieren ist ein ausgezeichnetes Hobby, das jedoch auch als Turniersport taugt. Von den Sportlern werden verschiedene Fähigkeiten wie Beweglichkeit, Kraft und Körperspannung gefordert.

Sie machen waghalsige Stunts auf dem Rücken eines Pferdes, die nur wenige Menschen auf dem Boden beherrschen, und müssen dabei nicht nur Vertrauen in sich selbst, sondern auch dem Pferd gegenüber beweisen.

Voltigieren zählt zu den Pferdesportarten. Bei einem Turnier führen die Sportler eine Choreographie vor Turnierrichtern auf, die eine Punktebewertung abgeben und anhand dieser Bewertung den Sieger küren. Die Sportler können dabei in verschiedenen Leistungsklassen antreten.

Der Aufstieg in eine höhere Leistungsklasse ergibt sich aus den vergebenen Punkten. Dabei gibt es bestimmte Richtwerte, die erreicht werden müssen, damit ein Aufstieg gelingt. Wird der Wert dreimal überschritten, gelangen die Sportler in eine höhere Klasse.

Ein Turnier unterteilt sich allgemein in einen Pflichtteil und einen Kürteil. Im Pflichtteil muss jedes Gruppenmitglied dieselbe Übungsabfolge vorturnen, während die Sportler im Kürteil freier sind und eine kreative Choreographie zeigen, die aus Einzel-, Partner- und Gruppenübungen besteht.

Turniersportler turnen meistens im Galopp. Das unterscheidet den Turniersport vom Breitensport. Im Breitensport können die Elemente sowohl im Galopp als auch im Schritt durchgeführt werden. In einigen Fällen wird der Pflichtteil im Galopp geturnt, während der Kürteil im Schritt erfolgt.

Klassische Voltigierübungen

Klassische Voltigierübungen

Sowohl im Pflichtbereich als auch im Kürteil kommen immer wieder dieselben Grundübungen zum Einsatz. Diese solltest du besonders gut beherrschen, weil sie die Grundlage für zahlreiche weiterführende Übungen bilden.

Fahne

Die Fahne kann in verschiedenen Schwierigkeitsgraden ausgeführt werden, die sich auch nach den Leistungsklassen im Turniersport unterscheiden. Grundsätzlich begibt sich der Turner auf dem Pferd in eine Bankposition, mit dem Kopf nach vorne.

Dazu legt er die Unterschenkel auf dem Rücken des Pferds ab. Die Hände halten sich an den Griffen des Voltigiergurts fest und sind leicht gebeugt. Der Rücken sollte gerade sein und sich im 90 Grad Winkel zu den Oberschenkeln befinden.

Nun wird der linke Arm und gleichzeitig das rechte Bein ausgestreckt, so dass sie eine Verlängerung des Rückens bilden. Wenn möglich, kann das Bein ein wenig höher gehoben werden. Das Becken sollte jedoch waagerecht bleiben. Der Blick geht nach vorne.

Mühle

Die Mühle ist ebenfalls eine Grundübung, die gerne im Pflichtteil gezeigt wird. Dabei dreht sich der Turner einmal um 360 Grad, bis er wieder an der Anfangsposition ankommt. Das erfolgt in vier Schritten. Gestartet wird im Vorwärtssitz.

Nun wird das rechte Beine gerade über den Voltigiergurt zum linken Bein geführt. Die Beine sind geschlossen. Nun wird das linke Bein über den Rücken des Pferdes zur Außenseite geführt, so dass der Turner mit dem Rücken zum Kopf des Pferdes sitzt.

Darauf folgend bewegt er das rechte zum linken Bein, so dass er nach außen blickt. Die Beine sind wiederum geschlossen. Im letzten Schritt führt der Sportler das linke Bein über den Voltigiergurt an die linke Seite des Pferdes, so dass er sich wieder in der Ausgangsposition befindet.

Während des Vorgangs hält sich der Voltigierer konstant an den Griffen des Voltigiergurts fest, muss allerdings je nach Position einen Griffwechsel vollziehen. Die Beine sind bei jedem Wechsel gestreckt.

Knien

Auch das Knien gehört zu den Grundübungen beim Voltigieren. Dabei kniet der Turner auf dem Rücken des Pferdes mit nach vorne gerichtetem Blick.

Wichtig ist, dass die Fußoberflächen auf dem Rücken des Pferdes aufliegen, die Füße also gestreckt sind, damit die Fußspitzen nicht in den Rücken des Tieres bohren. Der Turner richtet sich auf, so dass die Hüfte gestreckt ist.

Die Arme zeigen seitlich nach außen, waagerecht zum Boden, wobei die Finger eine Verlängerung des Armes bilden und geschlossen sind.

Stehen

Für viele Anfänger ist das erste große Ziel beim Voltigieren der sichere Stand auf dem Pferd. Dazu richtet sich der Sportler aus der Knieposition mit beiden Füßen gleichzeitig auf. Der Oberkörper ist aufrecht, während sich die Hände an den Hüften befinden.

Damit der Turner das Gleichgewicht halten kann, muss er die Bewegungen des Pferdes abfedern. Die Knie sind deshalb leicht gebeugt.

Tipps für Voltigieranfänger

Tipps für Voltigieranfänger

Wenn du mit dem anspruchsvollen Sport beginnst, gibt es einige Regeln und Verhaltensweisen, die du dir aneignen solltest, um mögliche Risiken zu vermeiden.

Um schnell Fortschritte zu erzielen, sind Erfahrungen im Turnen oder Reitsport vorteilhaft. Aber auch ohne Vorkenntnisse kannst du natürlich mit dem Sport beginnen.

Das Pferd kennenlernen

Bevor du waghalsige Stunts auf dem Rücken eines Pferdes ausführen kannst, solltest du das Tier erstmal kennenlernen. Nicht nur du musst Vertrauen fassen, sondern auch das Pferd sollte dich kennenlernen.

Nähere dich dem Tier darum langsam an und gewöhne es an deine Gegenwart, indem du es an deiner Hand schnuppern lässt und ihm den Hals streichelst. Beim Voltigieren kannst du dann mit einfachen Übungen wie dem Vorwärtssitz starten, damit sich das Pferd an deine Bewegungen gewöhnt.

Gleichzeitig kannst du an deiner Haltung arbeiten. Nach der Übungsstunde kannst du beispielsweise helfen, das Pferd zurück in seine Box zu führen und es vielleicht sogar füttern.

Eine gute Beziehung mit dem Tier kommt jedoch erst mit der Zeit. Du musst Geduld üben und viel Zeit mit dem Pferd verbringen, damit ihr gegenseitig Vertrauen fasst.

Den Aufsprung trainieren

Damit du überhaupt auf dem Pferd turnen kannst, solltest du auch auf das Pferd aufsteigen können. Übe darum anfangs besonders den richtigen Aufsprung und Abgang. Ein Trainer kann dir beim Üben behilflich sein, indem er dich an einem Bein hochschiebt.

Doch vor allem wenn du das Voltigieren als Turniersport ausüben möchtest, solltest du den Aufsprung mit Leichtigkeit allein ausführen können. Das kannst du erst einmal im Schritttempo trainieren, bevor du den Aufsprung auch im Galopp übst.

Für den Aufsprung läufst du innen neben dem Pferd her, fasst mit den Händen an die Griffe und stößt dich schließlich mit beiden Beinen am Boden ab.

Wenn du einiges an Höhe gewonnen hast, setzt du das rechte Bein an der Außenseite des Pferdes ab, während du den Schwung ein wenig mit der Kraft deiner Arme abfängst. Du solltest direkt hinter dem Voltigiergurt sitzen.

Richtig aufwärmen

Wie bei jedem anderen Sport auch, ist das Aufwärmen essentiell, um möglichen Verletzungen vorzubeugen und dich auf die folgende Belastung vorzubereiten. Das gilt übrigens nicht nur für dich, sondern auch für das Pferd.

Auch das Pferd muss einige Runden an der Longe laufen, damit es auf die Übungsstunde vorbereitet ist.

Damit du beim Voltigieren Körperspannung halten und dich fließend bewegen kannst, solltest du neben dem Warmlaufen auch Kraft- und Dehnübungen durchführen. Die eigentliche Voltigierstunde beginnst du mit einfachen Übungen auf dem Pferd.

Wenn du vollständig aufgewärmt bist, gehst du in dein normales Training über. Weitere Tipps für das richtige Warm-up erhältst du hier.

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