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Kaufsucht: 5 Symptome & 4 Tipps bei Oniomanie + Test

Immer größere Einkaufszentren, Werbeplakate an jeder Ecke und Online Shopping – die Verlockung zum Konsum ist groß. Die meisten Menschen haben ihr Kaufverhalten im Griff. Ganz im Gegenteil zu Kaufsüchtigen. Wir erklären, wie du Kaufsucht erkennst und was du dagegen tun kannst (+ Selbsttest).


Oniomanie: Was Kaufsucht ist

Oniomanie: Was Kaufsucht ist

Nicht wenige Menschen leiden in Deutschland an Kaufsucht. Circa fünf bis acht Prozent sind hierzulande kaufsüchtig. Damit bilden sie die zweitgrößte Gruppe der Abhängigen – gleich nach den Tabak-Abhängigen.

Obwohl Kaufsucht – oder auch Oniomanie – offiziell nicht als Krankheit anerkannt wird, zählt sie zu den substanzungebundenen Abhängigkeiten, zu denen auch die Glücksspielsucht zählt.

Die Sucht bezieht sich hier nicht auf eine bestimmte Substanz wie beispielsweise Alkohol, sondern auf eine Tätigkeit, bei der Kaufsucht also auf das Kaufen.

Der Süchtige empfindet beim Shopping eine ähnliche Befriedigung wie der Alkoholabhängige, wenn dieser Alkohol trinkt. Dadurch können sie schwerwiegende Probleme vergessen und der Lösung des Problems aus dem Weg gehen.

Da dieses Gefühl jedoch relativ schnell wieder verfliegt, neigen sie dazu, immer mehr und ständig zu kaufen ohne die finanziellen Mittel dafür zu haben.

Dieses Verhalten entwickelt sich meist schleichend. Die Betroffenen haben oft schon Jahre zuvor Probleme mit ihrem Kaufverhalten. Erst wenn schwerwiegende Probleme hinzukommen, wird dieses Verhalten krankhaft.

Shopping ist für sie eine Flucht vor der Realität. Was sie dabei konsumieren, hängt von den individuellen Vorlieben ab. Das kann über Kleidung bis hin zu Büchern und Elektrogeräten reichen.

Das Kaufverhalten von Männern und Frauen unterscheidet sich dabei erheblich. Während Frauen eher Kleidung und Kosmetika kaufen, investieren Männer vor allem in Hobbys und Elektrogeräte.

Wer ist betroffen?

Dabei sind besonders häufig Frauen betroffen – mit bis zu 95 Prozent der Betroffenen. Die Sucht entsteht völlig unabhängig vom sozialen Status. Finanziell besser gestellte Frauen geben insgesamt zwar mehr Geld aus. Die Gefahr der Überschuldung trifft jedoch alle Betroffenen gleichermaßen.

Wie Kaufsucht entsteht

Wie Kaufsucht entsteht

Sowohl für die Süchtigen selbst als auch für Angehörige ist es schwer, das Kaufverhalten als Sucht zu erkennen. Konsum wird in der heutigen Gesellschaft sogar gefördert.

Die Menschen sollen kaufen, denn so wird die Wirtschaft angekurbelt. Doch ständiger Konsum kann krank machen. Erst wenn die Rechnungen nicht mehr bezahlt, die Konsumgüter nicht mehr verstaut und das Gewissen nicht mehr erleichtert werden kann, erkennen die Betroffenen ihre Sucht. Für diese Erkenntnis braucht es meist mehrere Jahre.

Wenn eine Kaufsucht entsteht, fließen oft mehre Faktoren zusammen. Diese sind sowohl gesellschaftlicher als auch psychischer Natur:

  • Gesellschaft: Kaufsucht tritt fast ausschließlich in Industrieländern auf. Materielle Güter und Konsum spielen hier im täglichen Leben eine große Rolle. Kulturelle und wirtschaftliche Hintergründe können die Kaufsucht somit begünstigen.
  • Persönlichkeit: Betroffene sind oft unsicher und ängstlich. Sie leiden an einem geringen Selbstwertgefühl und machen ihren und den Wert anderer von materiellen Gütern abhängig. Obwohl viele Betroffene zum Perfektionismus tendieren, neigen sie zu Impulskäufen und haben Probleme ihr Kaufverhalten zu kontrollieren.
  • Problembewältigung: Viele Menschen nutzen Shopping, um Probleme zu vergessen und Stress zu bewältigen. Shopping verleiht ihnen kurzfristig ein Hochgefühl. So kann ein Teufelskreis entstehen. Wenn ihnen bewusst wird, dass sie bereits am Monatsanfang ihre finanziellen Mittel überstiegen haben, versuchen sie ihren Frust mit weiteren Einkäufen zu überdecken.

Symptome bei Oniomanie

Schlafstörungen: Eine typische Entzugserscheinung bei Oniomanie

Kaufsucht äußert sich meist ähnlich, wenn auch in unterschiedlich heftiger Ausprägung. Dabei steht das Kaufverhalten der Betroffenen im Mittelpunkt.

Viele Symptome sind eine unmittelbare Folge des Kaufzwangs und müssen nach einer Therapie noch einmal gesondert angegangen werden.

Kaufrausch: Exzessives Kaufverhalten

Betroffene haben ihr Kaufverhalten nicht mehr unter Kontrolle. Sie können ihren Drang nach Konsum nicht abstellen. Dabei ist das Kauferlebnis der zentrale Faktor der Sucht.

Den Süchtigen geht es nicht um den Besitz der Güter, sondern um das Hochgefühl während des Einkaufes. Darum bleiben viele Einkaufstüten wochenlang unausgepackt. Die Betroffenen wissen, dass sie die gekauften Produkte eigentlich nicht brauchen, dennoch vermeiden sie es, die Produkte umzutauschen.

Sie nutzen jede Gelegenheit zum Einkaufen und verlieren dabei jeglichen Bezug zur Realität. Preise können sie gekonnt ausblenden. Ihnen geht es nur um das Produkt, das sie meinen konsumieren zu müssen, um sich gut zu fühlen.

Zwanghaftes Lügen

Zwanghaftes Lügen bei Kaufsucht

Damit sie dieses Verhalten fortführen können, lügen viele Betroffene sich und vor allem ihre Mitmenschen an. Häufig werden die Betroffenen straffällig, weil sie Rechnungen bewusst nicht begleichen.

Sie verstecken Einkäufe und Kassenzettel vor ihren Partnern und Familien, damit ihr krankhaftes Kaufverhalten nicht auffällt. Wenn sie Produkte im Internet bestellen, lassen sich manche die Pakete ins Büro oder zu einer anderen Adresse liefern.

Ist es ihnen nicht mehr möglich, Produkte auf ihren eigenen Namen zu bestellen, weil sie überschuldet sind, bestellen sie auf die Namen ihrer Partner oder Kinder.

Finanzielle Probleme

Der stetige und übertriebene Konsum bleibt natürlich nicht ohne Folgen. Häufig bekommen die Betroffenen finanzielle Probleme, nehmen Kredite auf oder leihen sich Geld bei Freunden, das sie nicht zurückzahlen.

Es kann zu Anzeigen von Seiten der Versandhäuser kommen, da Rechnungen nicht beglichen werden. Oft haben die Betroffenen nach Jahren mehrere Tausend Euro Schulden.

Nicht selten sind es mehr als 100.000 Euro Schulden, die sich über die Jahre angesammelt haben. In einigen Fällen melden die Betroffenen sogar Insolvenz an.

Psychische Probleme

Psychische Probleme

Häufig kommt es bei den Betroffenen zu psychischen Problemen wie Depressionen. Die Betroffenen wissen in vielen Fällen, dass ihr Verhalten nicht gut ist. Trotzdem können sie es nicht abstellen. Sie ziehen sich zurück und isolieren sich.

Oft zerbrechen Beziehungen aufgrund der Kaufsucht. Durch die finanziellen Sorgen werden bereits vorhandene psychische Probleme noch verstärkt. Die Betroffenen leiden oft unter starken Schuldgefühlen und Ängsten und zeigen Anzeichen für weitere Abhängigkeiten und psychische Störungen.

Entzugserscheinungen

Ist es Betroffenen einmal nicht möglich einzukaufen, kommt es ähnlich wie bei einer Alkoholsucht zu Entzugserscheinungen. Dazu zählen beispielsweise Schlafstörungen, innere Unruhe und psychosomatische Erkrankungen.

Manche Betroffene fallen außerdem durch aggressives Verhalten auf, wenn sie ihren Frust nicht mithilfe ihres Kaufzwangs lindern können.

Test: Bist du kaufsüchtig?

Selbsttest: Bist du kaufsüchtig?

Mit unserem Selbsttest kannst du herausfinden, ob auch du gefährdet bist, an einer Kaufsucht zu leiden. Konsum und Shopping gehören zum Leben in Industrieländern dazu. Wenn du also ab und zu shoppen gehst, ist das noch lange kein Zeichen dafür, dass du kaufsüchtig bist.

Erst wenn sich Kaufen wie ein Zwang anfühlt und du dein Kaufverhalten nicht mehr kontrollieren kannst, solltest du aufhorchen. Kontaktiere in diesem Fall einen Arzt oder Therapeuten und nimm Hilfe in Anspruch.

Dieser Test kann dir vielleicht schon ein wenig Klarheit über dein Verhalten verschaffen. Bejahst du den Großteil der Aussagen, ist es möglich, dass du kaufsüchtig bist. Auch dann solltest du in jedem Fall mit einem Arzt sprechen. Verneinst du die meisten Aussagen, leidest du vermutlich nicht an einer Kaufsucht.

  1. Wenn es dir schlecht geht, versuchst du mit Shopping deine Laune zu heben.
  2. Du hast schon längst den Überblick über deine monatlichen Ausgaben verloren.
  3. Nach dem Einkaufen schämst du dich für die vielen unnötigen Käufe und versteckst die Tüten ohne sie zuvor auszupacken.
  4. Der Gedanke eine längere Zeit nicht shoppen gehen zu können, macht dir Angst.
  5. Wenn du abends nach Hause kommst, fühlst du dich einsam und leer.
  6. Du verbringst viel Zeit in Online-Shops.
  7. Wenn ein Produkt im Angebot ist und dir gefällt, musst du es einfach kaufen, auch wenn es immer noch viel zu teuer ist.
  8. Du shoppst mehrmals die Woche in Einkaufszentren oder Online-Shops.
  9. Du vergisst oft Produkte, die du einmal gekauft hast, und findest sie irgendwann in deinem Schrank wieder.
  10. Du hast immer Zeit einkaufen zu gehen, auch wenn dazu deine Familie und Freunde zurückstecken müssen.

Therapien bei Kaufsucht

Therapien bei Kaufsucht

Wie bei jeder anderen Sucht ist auch bei einer Kaufsucht eine Therapie unvermeidlich. Noch bis vor wenigen Jahren wurde Kaufsucht von vielen Ärzten und Therapeuten nicht erkannt und oft falsch therapiert. Die Betroffenen fühlten sich mit ihren Problemen nicht ernst genommen.

Willensanstrengungen – wie sich zusammenzureißen – helfen bei einer Kaufsucht nicht. Die Betroffenen müssen über einen langen Zeitraum an ihrem Verhalten arbeiten. Dennoch kann Kaufsucht wie viele andere Suchterkrankungen nie wirklich geheilt werden.

Eine Therapie kann helfen, die Ursachen der Kaufsucht zu reflektieren und geeignete Alternativen zu finden, um Frust abzubauen. Dazu kann vor allem eine Verhaltenstherapie hilfreich sein.

In Deutschland ist die gängigste Therapie-Methode, einer Selbsthilfegruppe beizutreten. Vielen Betroffenen hilft es, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen und offen über ihre Probleme zu sprechen.

Eine regelmäßige Teilnahme kann die Betroffenen in vielen Fällen davor bewahren rückfällig zu werden. Auch nachdem die Betroffenen jahrelang keine Rückfälle hatten, empfiehlt es sich, regelmäßig eine Selbsthilfegruppe zu besuchen.

So kannst du die Therapie unterstützen

So kannst du die Therapie unterstützen

Wenn du erst einmal eine Therapie begonnen hast, bist du bereits den ersten Schritt Richtung Besserung gegangen. Die Therapie kannst du auch privat unterstützen, indem du einige Verhaltensweisen reflektierst und veränderst.

Hobbys

Vielen Betroffenen hilft es alte Gewohnheiten gegen neue zu tauschen. Bist du früher exzessiv shoppen gegangen, wenn es dir schlecht ging, solltest du dir nun eine andere Tätigkeit suchen, um dich vom shoppen abzuhalten.

Natürlich sollte auch diese keine krankhaften Züge annehmen. Du könntest ein neues Hobby anfangen oder ein altes wieder aufnehmen. Wenn du frustriert bist, könntest du ins Fitnessstudio gehen und dich so richtig auspowern, anstatt deine Energie und dein Geld beim Shoppen zu lassen.

Vielleicht fotografierst, malst, singst, tanzt oder liest du gerne. Wenn du weniger Zeit mit Shoppen verbringst, hast du mehr Zeit dich diesen Dingen zu widmen.

Probleme angehen

Mache dir bewusst, dass du nicht ewig vor deinen Problemen weglaufen kannst, sondern dass du dich über kurz oder lang mit ihnen konfrontieren musst. Dazu gehört auch, dass du dich mit den Schulden konfrontierst, die du möglicherweise während deiner Kaufsucht gemacht hast.

Viele Betroffene schieben die Konfrontation immer weiter hinaus, weil sie Angst davor haben, die Summe ihrer Gesamtschulden zu erfahren. Oft haben sie schon seit Jahren keinen Überblick mehr über ihre finanzielle Lage. Eine Schuldnerberatung und ein Entschuldungsplan hilft dabei, die Schulden abzubauen.

Ehrlich zu dir selbst sein

Sei ehrlich zu dir selbst

Lerne wieder ehrlich zu dir selbst zu sein. Schätze deine Erfolge, aber gestehe dir auch deine Misserfolge ein. Ein Rückfall ist kein Weltuntergang.

Wichtig ist nur, wie du damit umgehst. Sprich offen darüber und schäme dich nicht deshalb. In deiner Selbsthilfegruppe können viele andere dein Verhalten bestimmt nachvollziehen. So könnt ihr euch gegenseitig unterstützen.

Zudem solltest du die Produkte umtauschen und den Verkäufern dabei ganz offen sagen, dass du die gekauften Produkte nicht brauchst. Auch das ist bereits ein Schritt in die richtige Richtung.

Minimalismus

Manche Betroffene versuchen nach ihrem exzessiven Konsum eine komplett andere Richtung einzuschlagen und orientieren sich am Minimalismus.

Minimalisten konsumieren nur das nötigste und versuchen ihren Besitz auf die nötigsten Besitztümer zu reduzieren. So halten sich die Betroffenen vom nächsten Kaufrausch ab und bekommen ein bewusstes und reflektiertes Konsumverhalten.

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