11 typische Fragen beim Vorstellungsgespräch – und Tipps zur Beantwortung
Die Fragen beim Vorstellungsgespräch lassen sich leider nicht komplett durchplanen. Es ist unmöglich auf alles vorbereitet zu sein, doch mit einigen Fragen kannst du mit Sicherheit rechnen. Wir helfen dir dabei, die richtigen Antworten zu finden und dich auf alle Eventualitäten vorzubereiten.
Das schweißtreibende kleine Frage-Antwort-Spielchen in Vorstellungsgesprächen ist wohl die größte Angst der Bewerber. Was wird aus dem breiten Fragenkatalog ausgewählt werden – und welche Antworten würde der Personaler gerne hören?
Nun, in erster Linie möchte er authentische Antworten, die etwas über dich verraten. Der Inhalt der Antwort muss dabei nicht immer perfekt durchdacht sein; es geht darum, ein ehrliches Bild von einem zukünftigen Mitarbeiter zu bekommen und zu erfahren, ob der Charakter von der eingegangenen Bewerbung abweicht oder diesen eher bestärkt.
“Warum haben Sie sich bei uns beworben?”
Kommen wir gleich zu einer der klischeehaftesten Fragen in Vorstellungsgesprächen. Die Beantwortung dieser Frage prüft, ob du dich wirklich für das Unternehmen interessierst oder dich lediglich irgendwo beworben hast, weil du einen Job brauchst.
Um dich gebührend auf diese Frage vorzubereiten, solltest du vor deinem Gespräch gründlich recherchieren. Welche Eigenschaften hat das Unternehmen, die dir besonders zusagen und die gut zu dir passen?
Im Idealfall hast du bereits in deinem Bewerbungsschreiben einige Bezüge hergestellt. Es reicht nicht diese nur zu wiederholen, der Personaler wird deine Bewerbung in der Regel vor sich liegen haben.
Weite deine Antworten also aus und lass einige recherchierte Informationen mit einfließen. Nenne Beispiele für Aufgabenbereiche, die dir besonders zusagen und auf die du gespannt bist. Vermittle dem Personaler das Gefühl, dass du genau der Richtige für diesen Job bist und du dich deshalb einfach bewerben musstest.
Wie du im Vorstellungsgespräch außerdem einen guten Eindruck machst, erklären wir hier.
Fragen und Antworten im Vorstellungsgespräch über deine Zukunft
Personaler testen gern, ob es sich lohnt dich einzuarbeiten und ob du ernsthaftes, langwährendes Interesse an dem Jobangebot hast.
Fragen wie “Wo siehst du dich in zehn Jahren?” sind folglich nicht selten. Es soll sich schließlich lohnen dich einzuarbeiten und geprüft werden, ob du auf lange Sicht mit der Stelle zufrieden bist.
Ein Mitarbeiter, dem seine Position nach einem Jahr nicht mehr genügt und der sich eine Stelle mit mehr Verantwortung sucht, ist nicht gern gesehen.
Passe deine Antwort also dementsprechend an. Anstatt zu sagen “Ich sehe mich in zehn Jahren als Geschäftsführer eines internationalen Unternehmens” solltest du etwas bescheidener agieren:
“Ich habe mich in zehn Jahren beruflich weitergebildet und bin durch die Hilfe Ihres Unternehmens weit über meinen jetzigen Zustand hinausgewachsen. Ich glaube, dass man sich immer steigern kann, und Ihre Stellenausschreibung bietet meiner Meinung nach ein sehr hohes Potential dazu”.
Fragen beim Vorstellungsgespräch zu deinen Stärken
Eine Frage nach deinen Stärken im Vorstellungsgespräch sollte keine Aneinanderreihung von Adjektiven zur Folge haben. Wie auch im Bewerbungs- oder Motivationsschreiben kommt es immer gut an, wenn du deine Stärken an konkreten Beispielen belegst. Diese müssen nicht immer beruflicher Natur sein. Die Hauptsache ist, dass du Persönlichkeit zeigst.
Hier findest du weitere Tipps zu Fragen nach Stärken und Schwächen.
Beispiel 1
Ich würde mich als recht geduldigen Menschen einordnen, das habe ich mir durch das Aufpassen auf meine kleine Schwester antrainiert. So habe ich auch gelernt, wie ich in stressigen Situationen die Nerven behalte.
Beispiel 2
Ich kann sehr gut mit Zahlen umgehen. Schon in der Schule hatte ich Spaß an Mathe und habe auch Nachhilfeunterricht gegeben.
Beispiel 3
Meine Teamfähigkeit ist sehr gefestigt. Dadurch, dass ich eine große Familie habe und privat Mannschaftssport betreibe, habe ich festgestellt, dass komplexe soziale Gefüge und das Zusammenarbeiten in einer großen Gruppe mir keine Probleme bereiten.
Fragen zu Schwächen oder Misserfolgen
Wenn ein Personaler an deinen Schwächen oder Misserfolgen interessiert ist, versucht er damit nicht, dich in eine unangenehme Situation zu bringen. Er versucht lediglich etwas über deinen Charakter herauszufinden.
Bist du selbstbewusst oder selbstkritisch? Bist du ehrlich, oder trägst du gern mal zu dick auf? Weißt du, wie du deine Probleme löst und lernst daraus, oder gibt es keinen Lerneffekt?
Bei der Nennung eigener Schwächen macht es immer einen guten Eindruck, wenn im selben Atemzug eine Lösungsmöglichkeit folgt. Das zeigt, dass du dir deiner Schwächen bewusst bist, aber dazu bereit bist dagegen anzukämpfen und dich weiterzuentwickeln.
Wenn du dich beispielsweise selbst als vergesslich beschreibst, könntest du sofort mit erwähnen, dass du angefangen hast dir To-do-Listen zu machen und sich seitdem eine Verbesserung bemerkbar gemacht hat.
Beschreibst du dich als schüchtern, wirf gleich mit ein, dass sich deine Schüchternheit nach einiger Zeit legt und du von dort an durchaus kommunikativ bist. Wenn du kein gutes Abitur gemacht hast, erwähne, dass dir nun klar geworden ist, wie wichtig es ist zu lernen und dass du dafür deinem Studium mit Motivation und Fleiß begegnet bist.
Bewusst positionierte Stressfragen
Wenn du merkst, dass eine Frage bewusst Kritik äußert und versucht dich in die Enge zu treiben, versuche möglichst ruhig zu bleiben. Überlege dir bereits vor dem Gespräch, was es an deinem Lebenslauf zu kritisieren geben könnte.
Hast du ein Semester länger studiert als üblich, oder hast du einige Praktika im selben Bereich absolviert ohne übernommen worden zu sein? Hast du deinen ehemaligen Job nur für einen kurzen Zeitraum ausgeübt?
Mit diesen wunden Punkten versucht der Personaler deine Stressfähigkeit zu testen und mehr über deine Persönlichkeit herauszufinden. Bist du sprunghaft, unentschlossen, faul oder unzuverlässig oder bist du schlagfertig, ehrlich und kritikfähig?
Fragen beim Vorstellungsgespräch zu Lücken im Lebenslauf
Nicht selten kommt es vor, dass Personaler im Vorstellungsgespräch auf einige Punkte des Lebenslaufs eingehen.
Sie fordern die Bewerber dann entweder auf ein bisschen was zu bestimmten Punkten aus ihren Lebensabschnitten zu erzählen oder sprechen Lücken direkt an.
Wenn es Lücken gibt, auch wenn sie bereits in einem Motivationsschreiben näher ausgeführt worden sind, solltest du dir vorher gut überlegen, was du sagen möchtest. Niemals sollte deine Antwort lauten “Ich wusste nicht, was ich machen sollte, also hab ich erstmal abgewartet”. Besser ist beispielsweise:
“Während des Studiums wurde mir bewusst, dass ich bestimmte Fachbereiche nicht zu meiner Leidenschaft zählen konnte. Ich habe mich von dort an damit beschäftigt, wie ich zu einer für mich besser geeigneten Berufsgrundlage gelangen könnte. Ich habe den Studiengang abgebrochen und fortwährend nach einer besseren Alternative für mich gesucht, was mir auch ein halbes Jahr später gelang”.
Allgemeine Fragen zum Lebenslauf
Wenn es keine Lücken in deinem Lebenslauf gibt, bereite dich darauf vor, deine Ausbildungswahl näher zu begründen. Typische Fragen sind: “Warum hast du dieses Studium gewählt?” oder “Was an deinem Studium hat dir am meisten Spaß gemacht?”.
Lege dir vorher Zuhause einige Antworten zurecht. In der tatsächlichen Bewerbungssituation geraten viele Bewerber bei derartig essentiellen Fragen ins Taumeln. Sie fühlen sich in ihrer fachlichen Kompetenz geprüft und unter Druck gesetzt.
Der Personaler hingegen möchte nur herausfinden, ob solche wichtigen Entscheidungen mit Bedacht ausgewählt wurden und ob eine grundlegende Passion für dieses Berufsfeld vorhanden ist. Erzählst du viel und gerne von deinem Studium oder nennst lediglich einen Punkt, auf den du nur halbherzig eingehst?
Fragen zu deiner Rolle in bestimmten Situationen
Diese Fragen sind besonders schwierig vorzubereiten. Um ein bisschen im Voraus zu planen, solltest du dir vor dem Vorstellungsgespräch noch einmal die Stellenausschreibung ins Gedächtnis rufen.
Sieh dir ebenfalls deine Bewerbung noch einmal an. Welche Soft Skills könnte das Unternehmen gutheißen und welche hast du bereits in der Bewerbung erwähnt, auf die man dich noch einmal ansprechen könnte?
Wichtig ist es, sich in den genannten Situationen nicht auf eine Charaktereigenschaft zu versteifen. Emotionale Flexibilität und Feinfühligkeit sind lieber gesehen als die Selbstklassifizierung in eine bestimmte Gruppe Menschen.
Wenn der Personaler dich vor eine “Entweder-oder-Frage” stellt, antworte falls du in Bedrängnis gerätst einfach mit “Weder noch…” und führe deine Antwort dann weiter aus.
Beispiel
A: Wie verhalten sie sich in einer Konfliktsituation?
Weniger vorteilhafte Antworten:
B1: Ich halte mich raus und warte bis sich der Konflikt gelegt hat.
B2: Ich versuche sofort den Streit zu schlichten.
Bessere Antwort:
B3: Das kommt ganz darauf an. Meistens habe ich ein recht gutes Gespür dafür, wann ich mich lieber raushalten sollte und wann es Zeit ist Initiative zu ergreifen.
Die Antworten B1 und B2 sind eine Versteifung auf lediglich einen persönlichen Lösungsansatz. Antwort B1 vermittelt den Eindruck, dass Konflikten prinzipiell aus dem Weg gegangen wird. Der Personaler denkt möglicherweise darüber nach, ob dieser Bewerber überhaupt konflikt- oder kritikfähig ist und zweifelt an seiner Durchsetzungskraft.
Antwort B2 erweckt den Eindruck, dass der Bewerber das Potential dazu hat, sich in jeden Streit einzumischen und in Konfliktpunkten zu forsch zu reagieren, anstatt die Nerven zu behalten.
Antwort B3 liefert einen guten Ausgleich zwischen B1 und B2. Dieser Bewerber vermittelt den Eindruck, dass er zuerst denkt, bevor er handelt und eine Konfliktsituation zuerst abwägt, bevor er vorschnelle Entscheidungen trifft.
Fragen im Vorstellungsgespräch nach deinen Prioritäten
Fragen, die sich darauf beziehen, was dir im Leben wichtig ist, stellen sich öfter als Fettnäpfchen heraus, als man denken sollte. Darum ist es auch hier wieder wichtig, eine ausschweifende Antwort zu geben, die dem Personaler einen guten und gewissenhaften Eindruck von dir gibt.
Deine Prioritäten sollten niemals einseitig sein, sondern eine Mischung verschiedener Werte und Aspekte in deinem Leben sein.
Es sollte in jedem Fall deutlich werden, dass der Job, auf den du dich bewirbst, nicht nur als Einnahmequelle dienen soll. Ebenfalls sollte nicht der Eindruck entstehen, dass du kein Privatleben hast. Sozialleben und Job sollten immer in einem gesunden Einklang stehen.
Noch mehr Dos und Don’ts zur gelungenen Selbstpräsentation findest du hier.
“Was unterscheidet Sie von anderen Bewerbern?”
Der Schwierigkeitsgrad dieser Frage ist selbsterklärend. Wie soll man sich von anderen abgrenzen, wenn man seine Konkurrenz gar nicht kennt?
Die eigentliche Frage hinter dieser Wortwahl lautet eigentlich: Warum sollten wir gerade Sie einstellen, was zeichnet sie aus?
Hier darfst du einige deiner Stärken nennen, die dich für diesen Beruf eignen. Egal, ob Soft oder Hard Skills, die Hauptsache ist, dass du dem Unternehmen etwas bieten kannst. Als Vorbereitung für zuhause ist es hilfreich, wenn du eine Liste mit geeigneten Eigenschaften erstellst und diese auf konkrete Aufgaben im Unternehmen beziehst.
Such dir drei heraus, die du für ansprechend hältst und geh sie im Kopf einige Male durch. Bei Lampenfieber kannst du dich auch Freunden und Familie “vorstellen”. Bereitet zusammen die Fragen und Antworten vor. Mach dich aber trotzdem auf Abweichungen gefasst, jeder Personaler ist anders.
Wie du dich am besten im Telefoninterview präsentierst, erfährst du hier.
Fragen im Bewerbungsgespräch zur Gehaltsvorstellung
Für Berufseinsteiger wohl eine der gefürchtetsten Fragen im Vorstellungsgespräch – auf die du aber auf jeden Fall eine Antwort haben solltest: Die Frage zu deiner Gehaltsvorstellung. Seinen eigenen Wert zu kennen, einschätzen und auch artikulieren zu können, ist eine nicht zu unterschätzende Qualifikation.
Auch hier ist Vorbereitung alles. Informiere dich umfangreich über übliche Gehälter in der Berufssparte, auf die du dich bewirbst. Wenn das Internet nur schwammige Antworten liefert, informiere dich im Zweifelsfall beim Arbeitsamt.
Halte auch privat die Augen nach Bekannten offen, die auch in diesem Bereich arbeiten. Beziehe die Größe des Unternehmens, den Standort, deine Ausbildung und Erfahrung mit in eine Einschätzung ein.
Ein größeres Unternehmen mit populärem Standort zahlt in der Regel auch ein höheres Gehalt. Ein Masterabschluss wird oft besser vergütet als ein Bachelor. Berufseinsteiger bekommen weniger Gehalt als erfahrene Anwärter.
Eine zu geringe Gehaltsvorstellung vermittelt den Eindruck, dass deine Arbeit nicht viel Wert ist. Sie könnte das Unternehmen entweder dazu anhalten, dich als unterbezahlte Arbeitskraft einzustellen oder das gar nicht erst in Betracht zu ziehen, da du ohnehin nicht überzeugt von dir zu sein scheinst.
Eine zu hohe Gehaltseinschätzung ist ebenfalls jobgefährdend. Dein Realitätsbezug und deine Fähigkeit zur Selbstreflexion könnten in Frage gestellt werden. Zudem sinken die Chancen erheblich, wenn die eigene Gehaltseinschätzung weit über der des Unternehmens liegen.
Bei den Verhandlungen behalte im Hinterkopf, dass du den Job ursprünglich antreten wolltest und er dir gefallen hat. Wenn dir das Gehalt auf Dauer zu niedrig ist, kannst du dir überlegen, ob es auf lange Sicht gesehen Aufstiegsmöglichkeiten gibt oder du dir eine andere Stelle suchst.
Du solltest nicht vorschnell urteilen oder Angebote zu schnell ausschlagen, da du sonst bereuen könntest, dass sich eine Tür geschlossen hat, die sich nicht mehr öffnen lässt.