Kritik üben & annehmen: 5 Tipps & 5 Fallstricke für Kritikfähigkeit
Kritik ist wesentlich, um im Leben voranzukommen. Sie macht auf Fehler aufmerksam und gibt im besten Fall noch Verbesserungsvorschläge. Wie du konstruktiv Kritik übst und besser mit ihr umgehen kannst, erklären wir dir im Folgenden.
Von Kritik ist jeder ab und zu betroffen. Entweder kritisierst du selbst oder du musst sie annehmen. Vor allem letzteres fällt vielen Menschen schwer.
Das ist konstruktive Kritik
Kritik äußert immer eine Beurteilung oder Bewertung: Dabei wird eine Handlung oder ein Sachverhalt an bestimmten Maßstäben gemessen.
Die Kritik kann dabei sowohl positiv als auch negativ ausfallen. Positive Kritik sollte dabei immer ein Lob beinhalten.
Häufig wird Kritik jedoch mit einer Bemängelung gleichgesetzt und ist damit negativ konnotiert.
Solch eine Bemängelung muss aber nicht schlimm sein, solange sie konstruktiv, also gleichzeitig förderlich und wohlwollend ist, beispielsweise indem sie direkt Verbesserungsvorschläge beinhaltet.
Konstruktive Kritik sollte dabei nicht nur aufzeigen, was schlecht ist, sondern auch gute Aspekte hervorheben, damit die oder der Kritisierte motiviert bleibt und sich vor allem nicht gekränkt fühlt.
Weiterhin sollte sie höflich und respektvoll vermittelt werden und immer das Ziel verfolgen, eine Lösung zu finden. Dafür ist es besonders wichtig, einzelne Kritikpunkte anzusprechen, die verbessert werden sollten, um den ganzen Sachverhalt positiver zu gestalten.
Keinesfalls solltest du verallgemeinern, also den ganzen Sachverhalt negativ betrachten, beispielsweise indem du Wörter wie “immer“ oder “nie“ in den Mund nimmst. Damit kränkst du nicht nur den Kritisierten, sondern verwirfst auch sein ganzes Projekt.
Zudem solltest du deine Kritik immer mit Tatsachen begründen. Allein deine eigene Meinung zeugt nicht von guter Kritik. Diese sollte nämlich immer reflektiert sein und nicht in einfältiges Nörgeln ausarten.
Synonyme für das Wort Kritik sind übrigens:
- Beanstandung
- Tadel
- Begutachtung
- Beurteilung
- Einschätzung
Tipp: Behalte immer im Hinterkopf, dass auch du fehlbar bist. Deine Kritik könnte möglicherweise ungerechtfertigt sein.
Stelle darum immer Fragen, um auch die Position deines Gegenübers kennenzulernen. Vielleicht bekommst du so eine andere Sichtweise auf sein Verhalten und kannst es besser nachvollziehen. Lösungsansätze können so schneller gefunden werden.
Beispiele für konstruktive Kritik
Damit du dir ein besseres Bild machen kannst, wie du konstruktive Kritik vermittelst, haben wir ein paar Beispiele für dich, an denen du dich orientieren kannst.
Musst du Kritik an jemandem üben, kannst du dir diese Beispiele in Erinnerung rufen, um konstruktiv zu bleiben.
1. “Mir ist aufgefallen, dass du … . Alternativ könntest du jedoch…“
2. “Wenn du dir den Sachverhalt einmal aus einer ganz anderen Perspektive anschaust, erkennst du vielleicht…“
3. “Diesen Aspekt würde ich anders angehen. Sie können mich aber gerne eines Besseren belehren. Ich würde jedoch vorschlagen, dass…“
4. “Jetzt sag mir doch bitte deine ehrliche Meinung: Was hältst du von der Sache?“
5. “Bevor du die Sache angehst, solltest du dir unbedingt nochmal das Feedback zu deinem letzten Projekt in Erinnerung rufen. Was hältst du davon, wenn wir…?“
Richtig kritisieren: Das sind häufige Fehler
Beim Kritisieren solltest du einige Fehler unbedingt vermeiden. Bedenke immer, dass dein Gegenüber ein Mensch mit Gefühlen ist. Du solltest ihn nicht verletzen, schon gar nicht persönlich, und immer auf der sachlichen Ebene bleiben.
Auch du würdest wollen, dass du respektvoll behandelt wirst, sollte dich jemand kritisieren. Darum versuche deine Kritik sensibel zu verpacken und nicht zu direkt zu sein. Vor allem wenn du dich über einen Fehler ärgerst, solltest du erstmal etwas Zeit verstreichen lassen, damit du nicht im Affekt handelst.
Deine Kritik könnte sonst härter ausfallen als notwendig. Auch deine schlechte Laune solltest du nicht an anderen auslassen, indem du sie zu unrecht kritisierst. Das kann mitunter sogar deine Glaubwürdigkeit untergraben.
Bedenke außerdem, dass es nicht nur auf deine Wortwahl ankommt, sondern auch auf deine Mimik und Gestik. Auch wenn du versuchst sensibel zu sein, kannst du mit den falschen Gesten alles wieder zunichte machen.
Dazu gehören beispielsweise hochgezogene Augenbrauen, genervtes Seufzen und Schnaufen sowie ein ironischer Ton in deiner Stimme.
Tipps für mehr Kritikfähigkeit
Ebenso schwer wie konstruktive Kritik zu formulieren, ist Kritik anzunehmen. Denn niemand bekommt seine Fehler gerne vorgehalten.
Doch für das persönliche Wachstum und Lernen ist Kritik essentiell. Nur durch sie kannst du dich verbessern – und zwar indem du sie dir zu Herzen nimmst und wirklich etwas änderst. Wie du das am besten machst, erfährst du im Folgenden.
Zuhören
Wenn sich jemand kritisch äußert, solltest du gut zuhören. Auf Kritik kannst du nämlich erst reagieren, wenn dein Gegenüber komplett ausgeredet hat. Denn erst dann kennst du all seine Argumente und kannst beurteilen, ob seine Kritik gerechtfertigt ist oder eben nicht.
Eine angemessene Reaktion ist nur dann möglich, wenn du diese Entscheidung gefällt hast. Höre also genau zu, was dein Gegenüber an Argumenten vorbringt und falle ihm nicht ins Wort.
Nachfragen
Wenn dennoch Unklarheiten bestehen, kannst du natürlich genauere Nachfragen stellen. Am besten wiederholst du dabei das Gesagte. So kannst du sichergehen, dass du alles richtig verstanden hast. Auch wenn du weitere Gründe für die Kritik hören möchtest, kannst du natürlich um weitere Auskunft bitten.
Dies solltest du allerdings erst machen, wenn dein Gegenüber mit dem Kritisieren fertig ist. Denn vielleicht werden einige Unklarheiten schon im Verlauf seiner Kritik deutlich.
Kritik äußern: Eigene Meinung begründen
Wenn du dir eine Meinung dazu gebildet hast, ob die Kritik nun gerechtfertigt ist oder nicht, musst du dies natürlich auch gut begründen können. Lege dir also eigene Argumente zurecht, die du vorbringen kannst, wenn du die Kritik für unrechtmäßig erachtest.
Es kommt nicht gut, wenn du dich vehement gegen die Kritik währst, aber nichts vorbringen kannst, um den Kritiker vom Gegenteil zu überzeugen. Darum solltest du kritische Stimmen auch akzeptieren, wenn sie gerechtfertigt sind.
Verbesserungsvorschläge machen
Egal ob gute oder schlechte Kritik – es ist immer vorteilhaft, wenn du dich verbessern willst.
Darum kannst du auch Verbesserungsvorschläge machen, die deine Arbeitsleitung noch steigern könnten.
Vor allem wenn du gerade Kritik von deinem Chef einstecken musstest, kannst du so deine Motivation unter Beweis stellen. Allgemein solltest du dich von Kritik nicht herunterziehen lassen, sondern sie als Möglichkeit wahrnehmen, an dir zu arbeiten und deine Leistungen zu verbessern.
Kritik annehmen und reflektieren
Kritik solltest du in jedem Fall immer reflektieren. Auch wenn du vielleicht nicht sofort die Möglichkeit dazu hast, solltest du später noch einmal genau über das Gesagte nachdenken und für dich entscheiden, mit welchen Aspekten der Kritiker recht hat und mit welchen nicht.
Du kannst den Kritiker auch zu einem späteren Zeitpunkt noch um ein Gespräch bitten und Fragen stellen, die dir erst im Nachhinein in den Kopf gekommen sind, du aber gerne noch klären würdest.
Mit Kritik umgehen: Das solltest du vermeiden
Auch wenn es noch so schwerfallen mag, einige Verhaltensweisen solltest du unbedingt vermeiden, wenn du kritikfähig sein möchtest.
Denn eine impulsive Reaktion auf Kritik wirkt nicht nur unprofessionell, sondern lässt dich auch in einem schlechten Licht dastehen. Damit das nicht passiert, haben wir häufige Fehler für dich aufgezählt.
Rechtfertigungen
Wenn dich jemand kritisiert, fühlst du vielleicht den Drang, dich rechtfertigen zu wollen. Und natürlich solltest du dein Verhalten auch begründen können. Doch zwischen Begründung und Rechtfertigung besteht ein feiner Unterschied, dem du dir bewusst sein solltest, um deine Professionalität nicht aufzugeben.
Denn obwohl beide Varianten eine Erklärung für deine Vorgehensweise liefern, unterscheiden sie sich doch in ihrer inneren Einstellung. Bei einer Rechtfertigung schwingt nämlich oft ein schlechtes Gewissen mit. So willst du dich mit deinen Erklärungen für deine Fehler entschuldigen.
Dies ist allerdings in vielen Fällen nicht nötig, da Fehler völlig normal sind und jedem passieren können. Allerdings können deine Rechtfertigungen auch Ausdruck von Trotz oder Empörung sein. In diesen Fällen kann es durchaus vorkommen, dass du dich nicht respektvoll verhältst und deinem Gegenüber sogar Vorwürfe machst.
Begründungen sind dagegen sachlich. Gefühle spielen dabei kaum eine Rolle, da du deine Fehler mit einem reinen Gewissen begründen kannst.
Bei einer Begründung schilderst du deine Vorgehensweise, ohne das Gefühl dich verteidigen zu müssen. So kannst du die nötige Distanz einnehmen und siehst Kritik nicht als einen Angriff auf deine Persönlichkeit.
Hier findest du Tipps gegen ein schlechtes Gewissen.
Fehler auf andere schieben
Keinesfalls solltest du deine eigenen Fehler auf andere schieben. Auch wenn dies vielleicht verlockend erscheint, so entziehst du dich deiner Verantwortung und machst dich unbeliebt.
Denn deine Schuldzuweisung kommt früher oder später ans Licht, so dass du dich nicht nur für deinen Fehler, sondern auch für deine Lüge verantworten musst. Deine Unehrlichkeit bleibt zudem im Gedächtnis, während deine Fehler normalerweise schnell vergessen werden. Du hinterlässt also einen bleibenden schlechten Eindruck.
Außerdem sorgst du dafür, dass jemand anderes für Fehler kritisiert wird, die er gar nicht gemacht hat. Deine fehlende Kritikfähigkeit veranlasst also, dass jemand anderes ungerechtfertigt Kritik einstecken muss. Du würdest das für dich auch nicht wollen.
Mit destruktiver Kritik beanstandest du nicht nur einen Sachverhalt, sondern greifst dein Gegenüber auch persönlich an.
Dazu zählen beispielsweise folgende Aussagen:
- "Du bist zu nichts fähig."
- "Das ist mal wieder typisch für dich."
- "Das ist deine Schuld."
Kritikunfähigkeit: Verärgert reagieren
Kontraproduktiv ist ebenfalls verärgert zu reagieren oder gar zurückzuschlagen.
Ein Streit oder eine lautstarke Diskussion können einen Konflikt begünstigen und ein ernsthaftes Problem erzeugen.
So verbaust du dir nicht nur die Möglichkeit, dich durch Kritik zu verbessern, sondern handelst auch respektlos. Vermeide es mit Geringschätzung zu reagieren und direkt Gegenkritik anzubringen.
Zwar kann es durchaus vorkommen, dass dein Gegenüber seine Kritik wenig konstruktiv äußert. Davon solltest du dich aber keinesfalls leiten lassen, sondern darüber stehen und besser reagieren, als der Kritiker es möglicherweise tut.
Kritik ignorieren
Ebenfalls wenig produktiv ist die Kritik zu ignorieren und mit abfälligen Gesten abzutun. Auf diese Weise kannst du niemals vorankommen und dich nicht verbessern.
Das ist in vielen Lebensbereichen aber wichtig – nicht zuletzt im Job. Auch wenn es vielleicht zuerst schwer fällt, die eigenen Fehler vorgehalten zu bekommen, solltest du dir die Kritik doch zu Herzen nehmen und an dir arbeiten.
Willst du sie jedoch erst gar nicht hören, giltst du bald als unbelehrbar, stur oder überheblich. Deine Mitmenschen werden dir in diesem Fall aus dem Weg gehen und dich in bestimmte Prozesse erst gar nicht mehr einbinden. So verbaust du dir viele Möglichkeiten.
Einfach zustimmen
Allerdings solltest du der Kritik auch nicht ohne Weiteres zustimmen. Reflektiere zuerst, ob du sie angemessen findest oder nicht und überlege dann, wie du reagieren solltest.
Ebenso schlecht wie es ist, einfach jede Kritik abzuwehren, genauso schlecht ist es, keine Widerworte zu geben, wenn diese angemessen wären. Als Jasager wird man dich nicht mehr ernst nehmen und dich mitunter sogar für schwach halten.
Es lohnt sich also die Komfortzone zu verlassen und ab und an deine Meinung zu äußern. Natürlich solltest du immer konstruktiv reagieren.
Rechtfertigungen, Entschuldigungen und Vorwürfe kannst du dir also sparen. Scheust du allerdings nicht davor zurück, deine Meinung zu äußern und dein Handeln zu begründen, wirst du von anderen respektiert und geachtet.