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Priming-Effekt: 6 Beispiele & 7 Tipps zur Nutzung

Priming bezeichnet einen Effekt aus der Psychologie, der unter anderem in der Werbung und in den Medien Anwendung findet. Er hilft, die Entscheidung anderer zu beeinflussen. Deshalb sollten sowohl Unternehmen als auch Konsumenten den Priming-Effekt unbedingt kennen.

Beim Priming-Effekt wird ein vorbereitender Reiz gesetzt, der anschließend eine Entscheidung verändern soll. Was erst einmal abstrakt klingt, wird in den unterschiedlichsten Bereichen genutzt und ist auch Teil unseres täglichen Alltagserlebens.

Bedeutung: Was der Priming-Effekt bedeutet

Bedeutung von Priming-Effekt

Der Priming-Effekt beschreibt, dass ein vorangegangener Reiz die Wahrnehmung späterer Reize beeinflusst.

Ein Alltagsbeispiel: Wenn du etwas Negatives erlebt hast, stören dich andere Dinge viel mehr als nach einem positiven Erlebnis.

In diesem Beispiel passiert das Priming natürlich unabsichtlich. Etwas geschieht und hat Einfluss auf die nachfolgenden Geschehnisse.

Aber das Priming wird auch bewusst eingesetzt, um die Wahrnehmung oder die Entscheidung andere Menschen zu beeinflussen.

Eine große Rolle spielt der Priming-Effekt zum Beispiel in der Werbung. Hier werden bewusst Reize gesetzt, um Kaufentscheidungen zu beeinflussen. Was das genau heißt, wird später in den Beispielen noch klarer.

Es gibt unterschiedliche Formen von Priming:

  • Affektives Priming zielt auf die Gefühle ab. Man versetzt einen Menschen also in einen bestimmten Gefühlszustand, um nachfolgende Wahrnehmungen oder Verhaltensweisen zu beeinflussen.
  • Semantisches Priming funktioniert über Wortfelder oder andere Begriffe. Diese rufen Assoziationen hervor, die wiederum einen Einfluss auf Nachfolgendes haben.
  • Medien-Priming bezieht sich auf Effekte in den Massenmedien, durch die indirekt Entscheidungen beeinflusst werden können.
  • Beim Responsive Priming folgen die verschiedenen Reize sehr kurz hintereinander und es werden motorische Antwortalternativen wie das Tastendrücken erforderlich. Responsive Priming findet vor allem in der Forschung statt.

Der Ursprung des Wortes "Priming" ist übrigens das englische "to prime". Es bedeutet "vorbereiten" oder "anbahnen".

Beispiele für Priming in unterschiedlichen Situationen

Du kannst dir noch immer nicht genau vorstellen, was mit Priming gemeint ist? Das wird sich sicher ändern, wenn du dir diese Beispiele genauer angeschaut hast:

Zucker, Mehl, Schnee, Milch?

Beispiel des Priming: Zucker, Mehl, Schnee, Milch? 

Vielleicht kennst du dieses alte Frage-Antwort-Spiel, auf das die meisten Menschen erst einmal hereinfallen:

  • Welche Farbe hat Zucker? Weiß.
  • Welche Farbe hat Mehl? Weiß.
  • Welche Farbe hat Schnee? Weiß.
  • Welche Farbe hat ein Brautkleid? Weiß.
  • Was trinkt die Kuh? …

Natürlich trinken Kühe Wasser, aber vermutlich hast du zumindest kurz an Milch gedacht. Die vorangegangenen Fragen haben dich auf die Farbe Weiß geprimt.

Deshalb hast du auch beim Begriff "Kuh" erst einmal an etwas Weißes gedacht, also an Milch.

Hier handelt es sich übrigens um Responsive Priming: Die Antworten müssen von der Person kommen, die manipuliert werden soll. Sie laufen also motorisch ab. Außerdem müssen die Fragen und Antworten schnell aufeinanderfolgen, damit der Effekt erhalten bleibt.

Erwartungen vor Beginn eines Vortrags

Stelle dir vor, du wartest auf den Vortrag einer sehr wichtigen Person. Der Raum ist voll, es liegt Anspannung in der Luft, gleich wird es losgehen. Der Vortragsredner betritt die Bühne und beginnt. Wie du den folgenden Vortrag wahrnimmst, hängst sehr stark von der ersten Aussage des Redners ab.

Variante 1: Er beginnt den Vortrag mit einem leicht arroganten Blick und der Aussage, er würde sonst vor größerem oder wichtigerem Publikum sprechen.

Variante 2: Er lächelt ins Publikum und sagt: "Entschuldigen Sie, ich bin ein bisschen nervös."

Den nachfolgenden Vortrag wirst du ganz unterschiedlich wahrnehmen, selbst wenn er in beiden Varianten genau gleich ist:

  • Bei Variante 1 wirst du Fehler und Unsicherheiten wahrscheinlich nicht verzeihen. Du wirst dir denken, dass das so einer wichtigen und erfahrenen Person nicht passieren darf.
  • Bei Variante 2 siehst du dagegen über die gleichen Fehler und Unsicherheiten hinweg und findest sie vielleicht sogar sympathisch.
Die Begrüßung und der erste Satz des Redners haben die Wahrnehmung des gesamten Vortrages beeinflusst. Hierbei handelt es sich um affektives Priming, weil die Gefühle des Publikums verändert werden.

Chance oder Quatsch im Zeitungsartikel

Beispiel: Chance oder Quatsch im Zeitungsartikel

Bei einem Artikel in einer Zeitung, einem Blog oder einem Online-Magazin liest du fast immer zuerst die Überschrift.

Diese bereitet dich auf den Artikel vor und hat einen großen Einfluss darauf, wie du ihn wahrnimmst. Die Überschrift sorgt also für einen entsprechenden Priming-Effekt.

Unser Beispiel dazu: Nimm einmal an, die Forschung hätte ein neues Medikament gegen Krebs entwickelt, das nun genauer untersucht wird.

Noch ist nicht ganz klar, ob es tatsächlich wirksam sein wird. Darüber berichten zwei Zeitungen:

  1. Zeitung 1 schreibt als Überschrift: "Neues Medikament: Große Hoffnung für Krebs-Patienten?"
  2. Zeitung 2 titelt dagegen: "Absurde Pharma-Idee: Wird hier mit Krebs-Patienten experimentiert?"

Selbst wenn danach der Artikel genau gleich ist und neutral über das neue Medikament berichtet, nimmst du ihn unterschiedlich auf. Die Überschrift hat dich in eine hoffnungsvolle oder ablehnende Stimmung versetzt. Diese zieht sich vermutlich durch den ganzen Text hindurch.

Kreativität durch Apple

Bei einem Experiment im Jahr 2018 zeigten Forschende ihren Versuchspersonen entweder das Logo von Apple oder das von IBM. Die Einblendungen waren dabei so kurz, dass die Versuchspersonen sie nicht bewusst erkennen konnten.

Anschließend nahmen alle Beteiligten an einem Kreativitätstest teil. Diejenigen, die vorher das Apple-Logo gesehen hatten, schnitten dabei deutlich besser ab. Die Marke Apple steht für Innovation, Kreativität und ungewöhnliche Ideen.

Durch das unbewusste Anschauen des Logos vor Beginn des Tests wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer also auf Kreativität geprimt. Diese konnten sie dann besser abrufen.

Anschließend zeigten die Forscherinnen und Forscher neuen Versuchspersonen auf die gleiche Art entweder das Logo von Disney oder das des Entertainment-Senders E!. Im nachfolgenden Test verhielten sich die Personen, die das Disney-Logo gesehen hatten, ehrlicher als die anderen.

Dein Verhalten und deine Wahrnehmung hängen unter Umständen also auch von Dingen ab, die du unbewusst wahrnimmst. Deine Fahrt zur Arbeit kann den späteren Umgang mit deinen Kundinnen und Kunden beeinflussen.

Eiswerbung im Kino

Beispiel 5: Eiswerbung im Kino

Viele Kinos zeigen vor Beginn des Filmes unter anderem Werbung, in der Personen sich Eis schmecken lassen. Es hat sich gezeigt, dass dadurch genau dieses Eis an der Kinokasse häufiger gekauft wird.

Wenn du in der Pause oder nach dem Film am Kiosk stehst, greifst du eher zum Eis als ohne die vorangegangene Werbung.

Manche Kinos nutzen den Priming-Effekt durch die Werbung noch stärker: Kurz nach dem Werbespot kommt eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter mit Eis in den Saal, um dieses zu verkaufen.

Merke: Werbung arbeitet sehr stark auf diese Weise. Ein Plakat oder Werbespot, den du irgendwann gesehen hast, beeinflusst die Kaufentscheidung zu einem späteren Zeitpunkt. Meist geschieht das völlig unbewusst.

Langsamere Gangart durch Alters-Wörter

Eines der bekanntesten Experimente zum Thema Priming-Effekt funktionierte so: Einer Gruppe von Versuchspersonen wurden Texte vorgelegt, die viele Wörter aus dem Themenfeld "Alter" enthielten, zum Beispiel "weise", "gebrechlich" oder "grau".

Die Versuchspersonen dachten, es handle sich um ein Experiment rund um Lesen und den Wortschatz. Tatsächlich begann die eigentliche Untersuchung erst anschließend. Man beobachtete nämlich, auf welche Weise die Probandinnen und Probanden den Raum verließen.

Dabei stellte sich heraus: Wer vorher mit Wörtern rund um das Alter konfrontiert war, bewegte sich deutlich langsamer und vorsichtiger. Bei Personen aus der Kontrollgruppe (ohne die entsprechenden Wörter) war dies nicht zu bemerken.

Übrigens funktioniert dieser Effekt auch umgekehrt: Wer sich einige Minuten lang betont langsam bewegt hat, kann hinterher Begriffe zum Thema Altern leichter erkennen.

Den Priming-Effekt für dich nutzen: Tipps und Übungen

Tipps: So nutzt du den Priming-Effekt

Der Priming-Effekt passiert viele Male am Tag, ohne dass du es bemerkst. Es ist ein häufiges psychologisches Phänomen, das dir je nach Situation nützen oder auch schaden kann.

Meist läuft der Priming-Effekt unbewusst ab. Es ist aber auch möglich, das Priming bewusst und positiv zu nutzen, zum Beispiel auf diese Weise.

Verwende Affirmationen

Affirmationen sind kurze Sätze oder auch einzelne Wörter, die dich positiv beeinflussen sollen. Je nach Situation können sie ganz unterschiedlich aussehen. Ein paar Beispiele für Affirmationen:

  • Ich bin kreativ und intelligent.
  • Es geht mir von Tag zu Tag besser.
  • Ich entscheide mich dafür, zufrieden zu sein.
  • Ich leiste hervorragende Arbeit.
  • Gelassenheit.
  • Ich bin dankbar für das, was ich habe.
  • Mit meinen Reden reiße ich die Zuhörer mit und begeistere sie.
  • Ich bin stolz auf mich und behandle mich respektvoll.

Natürlich kannst du auch völlig andere Affirmationen wählen, je nachdem, was dir gerade wichtig ist. Indem du dir diese immer wieder vorsagst, stimmst du dich auf den Sinn des Satzes ein. Das erleichtert die nachfolgenden Handlungen.

Wenn du zum Beispiel für deine Rede übst, könntest du dir vorher einige Male das letzte Beispiel vorsagen: "Mit meinen Reden begeistere ich die Zuhörer." Anschließend fällt es dir leichter, positiv an deiner Rede zu arbeiten. Das legt den Grundstein dafür, dass deine Affirmation wahr und die Rede gut wird.

Nutze mentales Training

Körperliches Training ist nur ein Teil der Übungen, die Sportlerinnen und Sportler fit machen. Schon der Gedanke an die Bewegung verbessert die Fitness. Deshalb solltest du dein Sportprogramm um mentales Training ergänzen.

Dabei stellst du dir vor, wie du deiner Sportart nachgehst. Visualisiere, wie du eine Bestzeit läufst, als Sieger durchs Ziel gehst oder mit Leichtigkeit Gewichte stemmst. Das kann deine Leistungen im Training deutlich verbessern.

Natürlich geht es nicht ohne das eigentliche sportliche Training. Das mentale Training hilft dir aber, dieses zu intensivieren und deine Leistungen auch in schwierigen Situationen abzurufen.

Das mentale Training funktioniert aber auch in anderen Bereichen, zum Beispiel beim Halten von Reden oder beim Lernen von Musikinstrumenten. Probiere aus, was für dich gut funktioniert!

Arbeite mit einem Vision Board

Arbeite mit einem Vision Board

Ein Vision Board ist eine Art Collage, auf der du all das zusammenträgst, was dir gerade wichtig ist. Ziele, Träume, Projekte, Werte, …

All das kannst du in deinem Vision Board verewigen.

Manche verwenden ein Vision Board zum Beispiel, um ihr Jahr zu planen oder ihr Geschäft zu verbessern.

Man schneidet dazu Bilder oder Wörter aus Zeitschriften aus oder druckt entsprechende Motive aus dem Internet aus. Diese fügst du dann zum Vision Board zusammen.

Wichtig ist, dass du dein Vision Board an einen Ort hängst, an dem du es häufiger siehst. Das kann zum Beispiel über dem Schreibtisch, am Kühlschrank oder am Nachttisch sein. Hauptsache, dein Blick fällt häufiger darauf.

Mit dem kurzen Blick aufs Vision Board primst du dein Unterbewusstsein auf die Werte, Ziele und Träume, die dort zu sehen sind. Das erleichtert es dir, daran zu arbeiten und dein Handeln auf deine Ziele hin auszurichten.

Dos und Don’ts beim Ziele setzen warten hier auf dich.

Vermeide negatives Priming in Selbstgesprächen

Vermeide negatives Priming in Selbstgesprächen

Viele Menschen sprechen in Selbstgesprächen negativ mit sich selbst. Sie sagen oder denken zum Beispiel: "Ich bin so doof!" oder "So was passiert mir ständig!"

Mach dir klar, dass auch solche Selbstgespräche Priming beinhalten, allerdings im schädlichen Sinne.

Du fütterst durch solche Aussprüche dein Unterbewusstsein mit einem negativen Selbstbild. Der Priming-Effekt sorgt dafür, dass auch nachfolgende Erfahrungen unter diesem Licht stehen.

Wenn dir also später noch einmal etwas Negatives passiert (und sei es auch noch so klein), fühlt sich dein Unterbewusstsein in seiner geprimten Ansicht bestätigt: "So was passiert mir ständig."

Achte deshalb auf deine Gedanken! Sie sollten positiv und liebevoll sein und dich unterstützen, statt dich auszubremsen.

Wenn du negative Gedankenmuster erkennst, dann ersetze sie durch neue. Im genannten Beispiel könnte das sein: "So was passiert jedem mal."

Achte auf deine Sprache mit anderen

Nicht nur im Selbstgespräch, auch im Umgang mit anderen kannst du Priming bewusst nutzen. Dazu gehört eine Wortwahl, die die Aufmerksamkeit in die richtige Richtung lenkt.

Ein Beispiel

Vor einem wichtigen Gespräch im Job begrüßt du die anderen Gesprächsteilnehmerinnen und -teilnehmer: "Ich hoffe, Sie haben ohne Probleme hergefunden, die Parkplatzsituation ist ja eine Katastrophe. Aber jetzt starten wir erst mal ganz ohne Stress."

Was aussieht wie freundlicher Smalltalk, enthält sehr ungünstiges Priming. Unser Unterbewusstsein kennt nämlich keine Verneinungen. Die Schlüsselwörter in dieser Begrüßung sind also: "Probleme", "Katastrophe", "Stress". Kein guter Beginn für dein Gespräch.

Stattdessen könntest du einen Gesprächsbeginn wählen, der den Blick auf Positives wendet. Zum Beispiel: "Wie schön, dass Sie da sind, ich freue mich schon auf unser Gespräch. Möchten Sie vorher noch einen Kaffee?" Jetzt liegt der Schwerpunkt auf positiven Dingen: "schön", "freuen", "Kaffee".

Schaffe eine positive Umgebung

Schaffe eine positive Umgebung

Wenn wir uns in einer Umgebung wohlfühlen, wirkt sich das positiv auf das Geschehen in dieser Umgebung aus. Das kannst du nutzen, wenn du zum Beispiel den Raum für ein schwieriges Gespräch vorbereitest.

Angenehme Farben, der Duft nach Kaffee oder Tee, eine gut gepflegte Pflanze auf dem Fensterbrett, …

Solche kleinen Signale helfen dabei, dass dein Gegenüber sich sofort wohler fühlt und auch dem Gespräch positiver gegenübersteht.

Natürlich kannst du die gleiche Methode auch für dich selbst nutzen. Schaffe dir eine Umgebung, in der dir die anstehenden Aufgaben besonders gut gelingen. Experimentiere ruhig ein wenig, bis du herausgefunden hast, welche Signale dich auf konzentriertes Arbeiten oder kreatives Denken primen.

Nutze Wärme für eine positive Grundeinstellung

Angenehme Wärme hat großen Einfluss darauf, wie wir uns fühlen und wie positiv wir Dinge bewerten. Du kannst dich deshalb in einen besseren Zustand versetzen, indem du für Wärme sorgst. Dabei helfen schon kleine Tricks:

  • Halte eine Tasse mit einem heißen Getränk in der Hand.
  • Wickle dich in eine Decke oder ziehe einen flauschigen Pulli an.
  • Wähle lieber eine heiße Suppe anstelle eines Salats.
  • Drehe vor einem schwierigen Gespräch die Heizung ein bisschen höher.
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