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Temperament: 4 Typen & 4 Tipps zum Umgang + Test

Das Temperament ist seit Jahrhunderten Gegenstand der Forschung. In diesem Artikel erklären wir dir, welche Temperamente es gibt und was sie ausmacht. Mit unserem Selbsttest kannst du zudem herausfinden, zu welchem Temperament-Typ du gehörst.

Seit Menschen die Erde bevölkern, hat es immer wieder Versuche gegeben, den Menschen als Individuum besser zu verstehen. Die Temperamentenlehre von Hippokrates ist ein Beispiel dafür.

Definition: Was Temperament ist

Was Temperament ist

Der Begriff Temperament geht auf das lateinische Verb "tempero" zurück, was so viel bedeutet wie "ich halte das rechte Maß".

Unter Temperament (englisch: "temper") verstehen wir die Art und Weise, wie ein Lebewesen agiert und reagiert. Es beschreibt demnach die Verhaltensweise und das Wesen einer Person. Eine große Rolle spielen dabei:

  • Ausdauer (motorische Fähigkeit)
  • Reizschwelle (untere Grenze, ab der ein Sinnesorgan Reize empfindet)
  • Stimmung (augenblickliche Gemütsverfassung)
  • Tempo (Geschwindigkeit)

Genauer gesagt, kennzeichnet das Temperament die Art eines inneren Reizzustandes oder das auf äußere Reize reagierende Verhalten eines Lebewesens. Du kannst unter Temperament beispielsweise die Schnelligkeit oder Langsamkeit einer Bewegung verstehen.

Das Temperament eines Menschen zeigt sich also in der Reaktionsweise auf äußere Reize. Darin spiegelt sich auch die Ablaufgeschwindigkeit der Reaktion wider, die du an der Mimik und Gestik der Person sehen kannst.

Eine kurze Definition

Der Bielefelder Psychologe Alois Angleitner umschreibt das Temperament so:

"Temperament bezieht sich auf stabile Merkmale der Persönlichkeit, die sich früh entwickeln. Diese Merkmale betreffen eher stilistische Verhaltensabläufe, die grundlegend sind in der Konstitution oder in der biologisch geprägten Grundstruktur der Individuen."

Was es bedeutet, temperamentvoll zu sein

Das Temperament bezeichnet immer eine individuelle Veranlagung. Wenn dich ein Mensch als temperamentvoll beschreibt, dann meint er oder sie wahrscheinlich, dass du viel Energie und Engagement zeigst.

Es kann allerdings auch bedeuten, dass du schnell reizbar bist. Synonyme für das Wort Temperament sind zum Beispiel "Eigenart" und "Persönlichkeit".

Unterschied zwischen Temperament, Charakter und Persönlichkeit

Unterschied zwischen Temperament, Charakter und Persönlichkeit

Sowohl das Temperament als auch der Charakter und die Persönlichkeit sind Konzepte, die in der Psychologie genutzt werden, um Denk- und Gefühlsweisen zu beschreiben.

Das bedeutet auch, dass die drei Begriffe eng miteinander zusammenhängen. Sie bilden die Grundlage einer Persönlichkeit.

Das Temperament ist der angeborene Teil deiner Persönlichkeit – denn er wird auch durch dein Erbgut bestimmt.

Dein Temperament ist daher schwierig zu beeinflussen. Auch dein Charakter ist ein teils angeborener und teils angeeigneter Gesichtspunkt. Der Charakter beschreibt nicht nur dein Temperament, sondern auch die Gesamtheit deiner Gewohnheiten.

Du kannst deinen Charakter auch als das Ergebnis deiner bisherigen Lebenserfahrungen bezeichnen. Er spiegelt beispielsweise Erfahrungen aus sozialen Interaktionen wider, aus denen du bestimmte Dinge gelernt hast.

Deine Persönlichkeit ist schlussendlich das Ergebnis aus deinem Charakter, deinem Verhalten und deren Bewertung.

Deine Persönlichkeit ist dein individuelles Unterscheidungsmerkmal – die "Essenz" deiner Person. Dabei handelt es sich also um deine individuelle Art, zu fühlen, zu denken und zu handeln. Deine Persönlichkeit ist die Summe all dessen, was dich von deinen Mitmenschen unterscheidet.

Hier erfährst du mehr über Charaktereigenschaften.

Temperament: Persönlichkeitstypen nach Hippokrates

Persönlichkeitstypen nach Hippokrates

Die älteste schriftlich festgehaltene Theorie der Temperamente stammt von einem griechischen Arzt und Lehrer der Antike namens Hippokrates von Kos (469-399 v. Chr.).

Sie besagt unter anderem, dass sich der Charakter eines Menschen nach dem Vorherrschen und der Qualität eines bestimmten Körpersaftes oder einer Kombination der Säfte ableiten lässt.

Laut der Vier-Säfte-Lehre existieren folgende Körpersäfte:

  • Blut (Sanguiniker)
  • Schleim (Phlegmatiker)
  • schwarze Galle (Melancholiker)
  • gelbe Galle (Choleriker)

Jedes der vier Temperamente, welches mit den Körpersäften in Verbindung steht, hat sowohl positive als auch negative Aspekte. Dabei ist eine ausgeglichene Verteilung der Körpersäfte die Grundlage von Gesundheit. Hingegen ist die Dominanz eines Saftes der Inbegriff von Krankheit.

Bis ins Mittelalter hinein galt diese Theorie als unumstößlich. Erst der Schweizer Arzt und Naturphilosoph Paracelus stellte die Vier-Säfte-Lehre infrage. Er war der Meinung, dass sowohl psychosoziale Gegebenheiten als auch verschiedene Umweltfaktoren einen Einfluss auf die Gesundheit haben.

Temperament-Test: Welcher Typ bist du?

Temperament-Test: Welcher Typ bist du?

Dieser Temperament-Test kann dir einen ersten Anhaltspunkt geben, zu welchem Typus du gehörst.

Lies dir die einzelnen Listen durch und entscheide, welche Beschreibung am ehesten zu dir passt. Nachfolgend findest du eine detailliertere Erklärung der Persönlichkeitstypen.

Typ 1 – Du bist…

…extrovertiert und sprunghaft
…unbefangen und unterhaltsam
…liebenswürdig und lebhaft
…aktiv und ruhelos
…offenherzig und redselig

Typ 2 – Du bist…

…ruhig und wahrnehmend
…gutmütig und liebenswürdig
…unentschlossen und träge
…langsam und achtsam

Typ 3 – Du bist…

…herrschsüchtig und unnachgiebig
…kämpferisch und wütend
…hitzköpfig und unsensibel
…eigensinnig und tatkräftig

Typ 4 – Du bist…

…pessimistisch und unentschlossen
…gefühlvoll und selbstbezogen
…gründlich und treu
…grüblerisch und verletzlich

Typ 1: Der Sanguiniker

Temperament-Typ 1: Der Sanguiniker

Der Sanguiniker (lateinisch "sanguis" = Blut) ist äußerst enthusiastisch und optimistisch. Das Wort "sanguinisch" ist gleichzusetzen mit "leicht erregbar" und "heiter". Dieser Typus kommt dem am nächsten, was allgemein unter "temperamentvoll" verstanden wird.

Sanguiniker neigen zu Exzessen. Sie sind aber auch gesellige und standhafte Menschen. Ihre Redseligkeit macht es ihnen leicht, andere Menschen für sich zu gewinnen.

Der Sanguiniker steht gerne im Mittelpunkt und kann unter Umständen auch süchtig nach Anerkennung sein. Seine Kommunikation ist sehr mimisch und gestisch. Häufig besitzt er nicht die Ruhe, zuzuhören. Deswegen kann er auch unkonzentriert und abgelenkt wirken.

Er ist nicht nachtragend und tut, was ihm Spaß macht. Er gilt als wenig zuverlässig und vergisst oft Verabredungen oder Besprechungen. Dennoch ist der Sanguiniker in der Lage, eine motivierende Arbeitsatmosphäre zu schaffen.

Der Sanguiniker ist also ein lebensbejahender Typ mit heftigen und kurzandauernden Affektreaktionen. Deswegen beendet er selten angefangene Projekte und erreicht kaum seine Ziele.

Typ 2: Der Phlegmatiker

Typ 2: Der Phlegmatiker

Der Phlegmatiker (griechisch "phlegma" = Schleim) ist ein ruhiger und schüchterner Mensch, der zur Langsamkeit neigt.

Phlegmatisch bedeutet, dass jemand aufgrund seiner Veranlagung nur schwer zu erregen ist und durch Schwerfälligkeit gekennzeichnet ist.

Der Phlegmatiker ist stark in sich gekehrt und zeichnet sich durch eine geringe Empfindlichkeit aus. Etwas anzugehen, bereitet ihm Probleme.

Wenn er jedoch in Gang gekommen ist, dann läuft er beharrlich und mit Energie.

Dem Phlegmatiker ist Genuss wichtig. Sein Gespür für Diplomatie und seine Zuverlässigkeit werden von seinen Mitmenschen geschätzt. Dennoch kann seine Gleichgültigkeit und seine Passivität dazu führen, dass er andere Personen schnell entmutigt und sehr selbstgerecht wirkt.

Der Phlegmatiker hat nicht selten einen trockenen Humor. Im Arbeitsalltag eignet er sich gut für Spezialisten-Tätigkeiten, da er einmal akzeptierte Arbeitsabläufe zuverlässig einhält.

Typ 3: Der Choleriker

Temperament-Typ 3: Der Choleriker

Bei dem Choleriker (griechisch "chole" = Galle) handelt es sich um einen temperamentvollen Menschen, der zu Wutanfällen neigt.

"Cholerisch" bedeutet so viel wie "jähzornig" und "explosiv". Das hitzige Gemüt führte man auf ein Vorhandensein von zu viel gelber Galle zurück.

Der Choleriker möchte immer mit seinem Kopf durch die Wand – dann schimpft und randaliert er.

Nach mittelalterlicher Tradition ist er eine reizbare und schnell aufbrausende Persönlichkeit. Jedoch kann er auch sehr leidenschaftlich und zielstrebig sein.

Aus diesem Grund zeigt er durchaus Führungsqualitäten – auch wenn er zu Übertreibungen neigt und oft unkontrolliert handelt. Der Choleriker sprüht vor Ehrgeiz und ist in der Lage, schnell und sicher Entscheidungen zu treffen.

Er beansprucht Autorität und erreicht so oft seine Ziele. Ebenfalls zeigt er wenig Mitgefühl und liebt sich selbst in der Regel mehr als andere Menschen. Der Choleriker ist gut darin, andere Menschen auszunutzen – auch weil er kein Gespür für die Nöte anderer Menschen hat.

Typ 4: Der Melancholiker

Der Melancholiker (griechisch "melancholia" = schwarze Galle) leidet nach Hippokrates am Vorhandensein von zu viel schwarzer Galle. Aus diesem Grund wird er oft von negativen Emotionen überwältigt. Damit gilt er als Gegenteil des Sanguinikers.

Der Melancholiker nimmt gerne die Rolle eines Beobachters ein und handelt erst dann, wenn ihm genug Informationen vorliegen. Er verhält sich demnach unauffällig und möchte anderen Menschen keinen Anlass geben, schlecht über ihn zu denken.

Er besitzt meist einen kleinen Freundeskreis und liebt die Zeit alleine. Ebenso kann er Angst vor schnellen Veränderungen haben. Der Melancholiker ist jedoch auch eine echte Stütze für seine Mitmenschen.

Zudem wird er als fleißig, gründlich und ausdauernd in seinem Beruf beschrieben. Sein Hang zum Perfektionismus kann aber schnell zum Nachteil werden: Er ist äußerst kritisch und entmutigt dadurch rasch seine Mitmenschen.

Lies hier mehr zu den Vorzügen von Melancholie und Tipps bei echtem Schwermut.

Temperament bei Kindern

Temperament bei Kindern

Auch im Zusammenhang mit Kindern hört man oft die Begriffe "temperamentvoll" oder "lebhaft". Hier kann es sehr hilfreich sein, sich einen klaren Begriff von Temperamentseigenschaften zu machen.

Das soll jedoch nicht dazu dienen, Kinder zu klassifizieren, sondern eventuelle Einseitigkeiten frühzeitig zu erkennen.

Bei Kindern kann das Temperament schon in sehr jungen Jahren offensichtlich sein. Dabei spielt vor allem das soziale Umfeld eine große Rolle.

Sanguistische Kinder

Kinder mit einem sanguistischen Temperament sind immer in Bewegung. Sie haben einen regen Geist und sind offen für Neues. Zudem gehen die Kinder gerne auf andere zu – sie wirken freundlich und sozial.

Sanguistische Kinder mögen in der Regel Geschichten, Spannung und Humor. Interessante Details fördern ihr Konzentrationsvermögen. Wie alle Kinder brauchen sie Geduld, Verständnis und Wohlwollen.

Lies hier mehr über die verschiedenen Erziehungsstile.

Cholerische Kinder

Ein cholerisches Kind ist schnell aufbrausend – vor allem, wenn etwas nicht so läuft wie geplant. Auf der anderen Seite ist es begeisterungsfähig und gerechtigkeitsliebend. Zwar kritisieren cholerische Kinder gerne, jedoch fällt es ihnen schwer, selbst Kritik einzustecken.

Sie brauchen viel Einfühlungsvermögen, da sie unter Ablehnung und Teilnahmslosigkeit leiden. Etwaige Verhaltensweisen können emotionale Ausbrüche des Kindes nämlich intensivieren. Nach dem Wutanfall eines cholerischen Kindes solltest du keine Tadel aussprechen, sondern Verständnis aufbringen.

Phlegmatische Kinder

Phlegmatische Kinder

Phlegmatisch veranlagte Kinder können sich nicht ganz so schnell an Veränderungen anpassen. Sie lieben eher die Gewohnheit.

Oftmals macht Hektik diese Art von Kindern noch langsamer. Um Aufgaben auszuführen, nimmt sich das phlegmatische Kind viel Zeit. Deshalb ist es sehr hilfreich, als Elternteil seinem Kind auch diese Zeit einzuräumen.

Ein anregendes Umfeld mit viel Lebensfreude kann dem Kind mitunter dabei helfen, aus der Ruhe zu kommen. Als Mutter oder Vater eines phlegmatischen Kindes solltest du Verständnis für die Gelassenheit zeigen und dich selbst in Ruhe und Friedfertigkeit üben.

Hier erfährst du, wie du dich in Geduld üben kannst.

Melancholische Kinder

Vor allem melancholische Kinder sind sehr emotional und sensibel. Sie fühlen sich wenig verstanden – vor allem dann, wenn ihre Eltern ein anderes Temperament besitzen. Schmerzhafte Erlebnisse können sie immer wieder neu erleben, vor allem wenn sich eine Situation wiederholt, die zu dem Erlebnis geführt hat.

Im späteren Leben führt das melancholische Temperament häufig zu Tiefsinn und Ernsthaftigkeit. Melancholische Kinder lieben die Gründlichkeit. Sie planen und organisieren sehr gewissenhaft.

Als Elternteil solltest du dich immer in dein Kind hineinversetzen können. Es erlebt früher als andere Kinder, wie schmerzlich Unverständnis und Einsamkeit ist.

Temperament kontrollieren mit der FLOW-Methode

Wie du dein Temperament kontrollieren kannst

Die FLOW-Methode eignet sich hervorragend, um richtig mit dem eigenen Temperament umzugehen. Das Ziel der Methode ist es, Wutausbrüche zu verhindern.

"FLOW" steht für:

  • Focus (Fokus)
  • Listen (Zuhören)
  • Objectivity (Objektivität)
  • Wait (Warten)

Fokus

Um voll und ganz bei der Sache zu sein, musst du deine Gedanken fokussieren können. Damit deine Wut nicht die Oberhand gewinnt, kannst du beispielsweise deinen Atem kontrollieren.

Dazu schließt du deine Augen, atmest tief ein und zählst in Gedanken bis zehn. Verschiedene Atemübungen können schnell Abhilfe schaffen. Mittels Meditation kannst du ebenfalls lernen, gelassener zu werden.

Dos und Don’ts für mehr Fokus.

Zuhören

Auch wenn die Wut dich überkommt: Versuche, dich in dein Gegenüber hineinzuversetzen. Zuhören hat viel mit Verständnis gemeinsam. Als zuhörende Person lässt du dich auf deinen Gesprächspartner ein und zeigst Respekt und Wertschätzung. Vielleicht verstehst du so auch die Sicht deines Gegenübers auf den Gesprächsgegenstand.

Objektivität

Schon ein unangebrachter Kommentar oder ein mehrdeutiger Scherz kann zu einem Wutanfall führen – doch das muss nicht sein. Lässt du dich von deiner Wut leiten, ist eine objektive Kommunikation kaum mehr möglich. Du solltest das Verhalten deines Gesprächspartners also nie persönlich nehmen.

Nimm dir einen Moment, um durchzuatmen und die Situation zu reflektieren. Hat dich beispielsweise eine Aussage gekränkt, solltest du dein Gegenüber auf keinen Fall angreifen.

Besser: Formuliere offen deine eigenen Gefühle, zum Beispiel so: "Die Äußerung hat mich verletzt". Konflikte lassen sich in einem solchen offenen Gespräch meist schnell klären.

Gefühle verstehen: Tipps zum richtigen Umgang mit deinen Emotionen.

Warten

Oft kann es sich lohnen, wenn du dich in einem Konflikt kurz zurückziehst. Abstand zu dem Ärgernis kann dir dabei helfen, deine Wut zu regulieren. Manchmal reichen schon wenige Minuten aus, um ein hitziges Gemüt herunterzufahren.

In vielen Fällen kann Wut auch ein Zeichen von Hilflosigkeit sein. Die Distanz ist wertvoll, um dir über Lösungsansätze bewusst zu werden. Tipp: Gehe für eine Weile an die frische Luft oder laufe Treppen hoch und runter.

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