Empowerment: 6 Lebensbereiche & 9 Tipps für wirksame Bestärkungen
Empowerment bedeutet, andere zu bestärken und ihnen wieder eigene Handlungsfähigkeit zu ermöglichen. Der Blick geht dabei immer auf die vorhandenen Ressourcen. Aber was bedeutet das im Alltag oder im Job? Wir erklären dir, wie du Empowerment für dich und andere nutzen kannst.
Das Wort Empowerment wird in unterschiedlichen Bereichen genutzt: in der Sozialen Arbeit und medizinischen Behandlung, im Zusammenhang mit Ehrenämtern und marginalisierten Gruppen oder sogar der Informationssicherheit.
Empowerment: Definition und Bedeutung
Das Wort Empowerment ist aus dem Englischen entlehnt. Es stammt ursprünglich aus der US-amerikanischen Psychologie.
Eine wirkliche Übersetzung ins Deutsche gibt es nicht. Am ehesten könnte man es mit "Ermächtigung" oder "Bestärkung zur Selbsthilfe" übersetzen.
Gemeint sind Maßnahmen, die anderen helfen sollen, ihre Interessen selbst umzusetzen. Empowerment will Gefühle von Machtlosigkeit überwinden und Menschen ihre Ressourcen und Stärken deutlich machen.
Gleichzeitig geht es darum, Strukturen zu schaffen, in denen eigene Gestaltungsspielräume größer werden. Übertragung von Verantwortung ist ein wichtiger Teil des Empowerments. Nur so ist Hilfe zur Selbsthilfe möglich.
Empowerment bedeutet aber nicht nur, anderen zu helfen, sondern auch sich selbst. Man könnte es dann mit "Selbstermächtigung" übersetzen. Wenn du dafür sorgst, dass du dein Leben (wieder) in die Hand nehmen kannst, dann ist das Empowerment.
Man könnte außerdem sagen, dass Empowerment das wichtigste Ziel der Erziehung von Kindern ist. Schließlich wollen wir als Eltern sie in die Lage versetzen, ein eigenes, selbstbestimmtes Leben zu führen und für sich einzutreten. Dafür braucht es Empowerment.
Wie du dein Selbstbewusstsein trainierst, erklären wir hier.
Empowerment in 6 unterschiedlichen Lebensbereichen
Empowerment spielt in ganz verschiedenen Lebensbereichen eine Rolle. Welche das sind und wie sich das Empowerment dort äußert, erfährst du jetzt.
Empowerment in der Personalführung
In der Arbeitswelt bedeutet Empowerment, dass du deine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stärkst und ihnen Mitbestimmungsmöglichkeiten einräumst.
Ziel ist es, dass sie möglichst selbstbestimmt ihre Fähigkeiten nutzen können. Das kommt natürlich auch dem Unternehmen zugute.
Voraussetzungen dafür sind Strukturen, die eigenverantwortliches Handeln innerhalb des Betriebs möglich machen.
Außerdem sind eine klare Aufgabenverteilung und ein gutes Betriebsklima wichtig, um Empowerment zu ermöglichen. Je nach Führungsstil wird ein Empowerment bestärkt oder eher unterdrückt.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können durch Empowerment bessere Leistungen bringen. Außerdem sind sie zufriedener, weil sie den Arbeitsalltag so weit wie möglich nach ihren Bedürfnissen und Fähigkeiten ausrichten können. Das verbessert das Klima im Unternehmen.
Außerdem hilft Empowerment zu mehr Gleichberechtigung und Integration, weil die Handlungsspielräume von allen größer werden. Auf diese Weise werden individuelle Lösungen für Eltern oder auch Menschen mit Behinderungen leichter möglich.
Empowerment im psychosozialen Bereich
Empowerment ist ein wichtiger Ansatz in der Altenpflege oder auch im Umgang mit Menschen mit Behinderung oder psychischen Erkrankungen. Hier bedeutet es, die betroffenen Menschen zu ermutigen, möglichst viel selbst zu tun.
Sie werden dabei unterstützt, ihre eigenen Fähigkeiten und Ressourcen zu nutzen, um ihr Leben selbstbestimmt zu gestalten. Hilfe soll immer die vorhandenen Fähigkeiten bestärken und ausbauen.
Sie wird also gezielt da geleistet, wo eigenes Handeln nicht oder nur eingeschränkt möglich ist. Man nimmt den Personen aber nicht unnötig Dinge ab, die sie auch selbst tun können, sondern ermächtigt und ermutigt sie dazu, aktiv zu werden.
Im Alltag der Pflege und Betreuung herrscht leider immer noch ein defizitärer Blick vor. Das bedeutet, dass die Aufmerksamkeit sich oft auf die Probleme richtet. Die Dinge, die eine Person nicht (mehr) kann, stehen im Vordergrund.
Empowerment bedeutet das Gegenteil: Die Aufmerksamkeit liegt hier bei den Fähigkeiten und Potenzialen. Diese sollen so weit wie möglich genutzt werden.
Dadurch ermöglicht man Menschen mit Problemen oder Einschränkungen ein Höchstmaß an Autonomie und Selbstbestimmung. Das stärkt das Gefühl von Selbstwirksamkeit und verbessert die Lebensqualität deutlich.
Empowerment im Ehrenamt
Durch Empowerment kann man den Begriff Ehrenamt neu definieren. Das geschieht mit der Definition des "bürgerschaftlichen Engagements", einer modernen Version des Ehrenamts.
Gemeint ist, dass Menschen eigene Ressourcen nutzen, um ihre Belange zu erreichen. Es steht also nicht mehr die "Ehre" der unbezahlten Arbeit im Vordergrund, sondern das Erreichen gemeinsamer Ziele.
Die Ziele und Methoden eines Ehrenamts mit Empowerment können sehr unterschiedlich aussehen. Diese Faktoren sind aber beim bürgerschaftlichen Engagement immer wichtig:
- Es geht nicht um materiellen Gewinn. Erwerbsarbeit gehört also nicht zum bürgerschaftlichen Engagement. Aufwandsentschädigungen sind allerdings möglich.
- Die Mitarbeit ist freiwillig.
- Die Beteiligten geben sich selbst eine passende Organisations- und Handlungsform.
- Sie arbeiten kooperativ an der Erreichung ihrer Ziele.
- Die Arbeit dient zumindest in Teilaspekten auch anderen Menschen als den Beteiligten. Es gibt also einen Gemeinwohlbezug.
- Das bürgerschaftliche Engagement findet öffentlich statt.
Empowerment in der Pädagogik
Im Umgang mit Kindern und Jugendlichen ist Empowerment ebenfalls ein wichtiges Thema. Auch hier geht es darum, dass sie ihre Fähigkeiten entdecken und besser nutzen können.
Ziel ist es, dass die Kinder zu selbstbestimmten und verantwortlichen Erwachsenen werden, die für ihre Ziele und Bedürfnisse einstehen. Empowerment ist der Weg hierzu und gleichzeitig das Leitmotiv.
Einerseits bedeutet es, das Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein des Kindes oder Jugendlichen zu stärken. Andererseits geht es auch hier darum, dass Kinder möglichst viel selbst übernehmen und so die eigenen Fähigkeiten nutzen können.
"Female Empowerment" und in anderen Emanzipationsbewegungen
"Female Empowerment" ist ein Begriff aus der Frauenbewegung. In den USA wird er schon seit Jahrzehnten genutzt, in Deutschland wurde der Ausdruck in den letzten Jahren immer bekannter.
Gemeint ist, dass Frauen sich selbst und andere Frauen zu mehr aktivem Handeln und Sichtbarkeit ermächtigen.
Dazu gehören persönliche Eigenschaften wie Selbstbewusstsein, aber auch gesellschaftliche Strukturen, die Frauen eine bessere Teilhabe und Gleichberechtigung ermöglichen sollen.
Gleiches gilt auch für andere marginalisierte Gruppen, zum Beispiel für People of Colour oder Menschen aus der Queer-Community. Auch hier ist Empowerment ein wichtiges Thema.
Empowerment in der IT-Sicherheit
Beim Thema IT Security spricht man ebenfalls manchmal von Empowerment. Gemeint ist, Usern die Fähigkeiten an die Hand zu geben, sich selbst bis zu einem gewissen Grad vor Internetgefahren zu schützen.
Das Prinzip des Empowerments kann sich sowohl auf Privatpersonen als auch auf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in einem Unternehmen beziehen. Ziel ist es, deren Aufmerksamkeit für die IT-Sicherheit zu stärken und ihnen Handlungsmöglichkeiten mitzugeben.
Tipps für wirksame Bestärkungen
Du möchtest Empowerment am Arbeitsplatz, im Verein oder im Alltag nutzen, um andere zu bestärken? Diese Tipps helfen dir dabei.
Nimm deine Einstellung unter die Lupe
Wenn du andere empowern möchtest, solltest du vor allem deine persönliche Einstellung in den Blick nehmen. Denn "von oben herab" funktioniert Empowerment nicht.
- Bist du bereit, die andere Person so zu nehmen, wie sie ist?
- Unterstützt du sie auch dann in ihrer eigenen Handlungsfähigkeit, wenn dir ihre Ziele und Ideen nicht gefallen?
- Hast du ein ehrliches Interesse, sie zu stärken und ihren Handlungsspielraum auszuweiten?
- Kannst du dich ehrlich über Fortschritte freuen?
- Bist du bereit und in der Lage, deinen Blick weg von Defiziten und hin zu Stärken zu richten?
- Kannst du eigenen Einfluss abgeben, um andere zu stärken?
Wenn du bei einer dieser Fragen nicht sicher bist, solltest du nicht nur die andere Person, sondern auch dich selbst stärken und an deiner Sichtweise arbeiten.
Frag die andere Person, was sie wirklich möchte
Empowerment kann niemals bedeuten, einer anderen Person deine Vorstellungen aufzuzwingen. Frage deshalb immer nach den eigenen Interessen der Person, die du empowern möchtest. Deine Interessen stehen dabei im Hintergrund.
Erkenne die Stärken von Diversität
Empowerment bedeutet, die Unterschiedlichkeit von Menschen anzuerkennen. Schließlich geht es häufig darum, marginalisierten Gruppen mehr Kraft und Macht zu verleihen.
Mit Empowerment geht deshalb auch einher, dass die Gesellschaft (oder das Unternehmen, die Schulklasse, die Familie etc.) "bunter" und vielfältiger wird. Je mehr verschiedene Menschen in der Gruppe präsent und kraftvoll sind, umso mehr wird Diversität sichtbar.
Genau in dieser Vielfalt liegen große Vorteile: Sie erhöht die Kreativität innerhalb einer Gruppe und bündelt ihre Stärken. Gleichzeitig sorgt sie für mehr Zufriedenheit und Gleichberechtigung. Mache dir diese Vorteile bewusst.
Gib Macht und Verantwortung ab
Andere zu empowern bedeutet auch, eigene Macht abzugeben. Schließlich soll die andere Person Eigenverantwortung übernehmen. Das geht nur, wenn sie dazu auch Befugnisse hat.
In einem Unternehmen bedeutet das zum Beispiel, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mehr Verantwortung in ihrem Bereich zu übertragen. Gleichzeitig sollte schrittweise die Kontrolle auf ein gutes Maß zurückgefahren werden.
Auf diese Weise können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich stärker selbst einbringen und organisieren. Die Verantwortung wird gleichmäßiger verteilt.
Entwickle ein positives Bild von anderen
Zum Empowerment gehört ein positiver Blick auf die Ressourcen. Es geht nicht darum, was jemand NICHT kann, sondern um die Fähigkeiten und Stärken.
Je besser du diese positiven Seiten einer Person sehen kannst, umso leichter kannst du ihr diese auch vermitteln. Ein Blick auf die Ressourcen ist eine Voraussetzung für Empowerment.
Mach dein Empowerment überflüssig
Empowerment sollte immer darauf hinauslaufen, dass es irgendwann nicht mehr nötig ist. Schließlich soll die andere Person ja in die Lage versetzt werden, für sich selbst einzustehen.
Selbst wenn dieser Punkt in der Realität sehr weit weg zu sein scheint, solltest du darauf hinarbeiten. Das Ziel muss es immer sein, die eigene Hilfestellung im Lauf der Zeit so weit wie möglich abzubauen.
Freue dich über die Erfolge anderer
Eigenständiges Handeln, Initiative, das Einstehen für persönliche Ziele und Werte, darum geht es beim Empowerment. Wenn deinem Gegenüber Schritte in dieser Richtung gelingen, ist das Grund zur Freude.
Nimm auch kleine Erfolge wahr und freue dich ehrlich darüber. Teile diese Freude am besten auch und sage deinem Gegenüber, dass du die Schritte super findest. Achte dabei aber darauf, nicht "von oben herab" zu sprechen.
Empowere dich selbst
Je besser du selbst in der Lage bist, für dich einzustehen, umso leichter kannst du diese Fähigkeit auch weitergeben. Du wirst dann zum Vorbild. Außerdem weißt du besser, worauf es beim Empowerment ankommt, wenn du diesen Prozess selbst durchlaufen hast.
Deshalb solltest du immer auch bei dir selbst schauen, welche Schritte du noch gehen musst. Wo möchtest du stärker deinen Zielen und Werten folgen und für deine Rechte eintreten? Such dir im Zweifelsfall Hilfe! Auch gegenseitiges Empowerment funktioniert oft sehr gut.
Arbeite an einer offenen und sicheren Umgebung mit
Wenn Menschen negative Folgen fürchten müssen, setzen sie sich weniger für ihre Rechte, Ziele und Bedürfnisse ein. Eine sichere, vertrauensvolle und offene Umgebung ist deshalb eine wichtige Basis für Empowerment.
Selbst-Empowerment: Wie kann das funktionieren?
Du kannst auch dir selbst gegenüber Empowerment ausüben. Ermächtige dich selbst, ein Leben zu führen, wie du es dir wünschst. Diese Tipps helfen dir dabei:
- Finde heraus, was dir wirklich wichtig ist und wofür sich der Einsatz lohnt.
- Gönne dir Pausen, um körperlich, geistig und seelisch zu Kräften zu kommen.
- Umgib dich mit Menschen, die dich bestärken und meide Menschen, die dich herunterziehen.
- Unterstütze andere Menschen auf ihrem Weg des Empowerments. Das stärkt auch dich selbst.
- Reduziere Dinge, die dir unnötig Kraft rauben. Achte zum Beispiel auf deinen Nachrichten- oder Social-Media-Konsum.
- Sprich über das, was dir wichtig ist.
- Bitte andere Menschen um Unterstützung, wenn du selbst nicht weiterkommst. Schon das kann sehr empowernd wirken.
- Setze klare Grenzen und erlaube anderen Menschen nicht, diese zu überschreiten.
- Schmiede Pläne für die Zukunft und überlege dir konkret, wie du diese umsetzen kannst.
- Nutze deine Entscheidungsspielräume, um dir dein Leben so einzurichten, wie du es dir wünschst. Vielleicht sind das erst mal nur kleine Veränderungen, aber auch diese können schon einen großen Unterschied machen.
- Achte auf deine Emotionen und lerne, diese zu kontrollieren. Lass dich nicht von Emotionen "wegfegen", sondern arbeite mit ihnen zusammen.
- Höre auf dein Bauchgefühl. Wenn es dir sagt, dass eine Situation für dich überhaupt nicht stimmt, dann solltest du darauf reagieren.
- Richte den Blick auf deine Stärken und Möglichkeiten, statt dich auf die Schwächen und Einschränkungen zu fixieren.
Das Schöne ist: Je mehr du selbst Empowerment erfährst, umso leichter kannst du auch anderen in ihre Kraft helfen. Gemeinsam arbeiten wir damit an einer besseren Gesellschaft mit, in der möglichst viele Menschen zu ihrer vollen Stärke und Tatkraft und zu ihren Rechten kommen können.