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Gedächtnistraining: Mit Mnemotechnik zu besserer Gehirnleistung

Mnemotechik: Besser denken lernen

Unser Gehirn ist wie ein Muskel. Wird es nicht regelmäßig trainiert, nimmt die Leistung ab. Zum Glück können wir daran aber etwas ändern und unser Gedächtnisleistung durch reines Training und gezielte Übungen sogar zu Höchstleistungen bringen.

Denn ein gutes Gedächtnis ist nicht nur Genies vorbehalten, sondern kann durch einfache Techniken und Methoden verbessert werden. Grundlage dafür sind sogenannte Mnemotechniken, mit denen wir unsere Merkfähigkeit enorm steigern können.

Die Ergebnisse sind erstaunlich und manchmal kaum zu glauben. So hält der Inder Suresh Kumar Shamar seit 2015 den Weltrekord im PI-Sport, eine Disziplin, bei der es um das Memorieren der Kreiszahl PI geht. Shamar konnte sensationelle 70.030 Nachkommastellen in einer Zeit von 17 Stunde und 14 Minuten fehlerfrei aufsagen.

Jedes Jahr finden auch in anderen Disziplinen Landes- und Weltmeisterschaften statt. Doch wie genau kann das Hirn solche unglaublichen Leistungen vollbringen? Wie funktionieren diese Techniken und wie können wir diese Techniken im Alltag nutzen?

Mnemotechnischen Mentalfaktoren: Wie das Gehirn funktioniert

Unser Gehirn funktioniert nach einem bestimmten Grundmuster. Dieses Grundmuster kann genutzt werden, um die Gedächtnisleistung möglichst effizient zu trainieren und damit besser verwendbar zu machen.

Im Zusammenhang mit Mnemotechniken gibt es sieben verschiedene Mentalfaktoren (Mnemotechnische Mentalfaktoren), die als Grundlage für die unterschiedlichsten Techniken dienen und dafür nutzbar gemacht werden können. Diese Faktoren sind:

Fantasie: Die Fähigkeit des Menschen, bestimmte Dinge, zum Beispiel abstrakten und trockenen Lerninhalt, mit Geschichten und Ideen anzureichern.

Visualisierung: Die Möglichkeit des Gehirns, sich Bilder und Filmen vor dem inneren Auge oder im Geiste vorzustellen.

Logik: Logische Fertigkeiten dienen dazu, einem Lernstoff eine bestimmte Struktur zu geben und kalten Zahlen und Fakten einen bestimmten Sinn zuzuordnen.

Emotion: Die Verwendung von Emotionen zur Verknüpfung von Lerninhalten. Gedanken die mit Emotionen verbunden werden, sind leichter zu erinnern.

Transformation: Der Lerninhalt wird gedanklich in eine etwas leichtere Form transformiert und kann so besser memoriert werden.

Lokalisation: Die Möglichkeit, gedanklich bestimmte Dinge und Gegenstände einem bestimmten Ort zuzuordnen.

Assoziation: Die Fähigkeit, eine Verbindung zwischen zwei verschiedenen Informationen oder Lerninhalten herzustellen.

Gedächtnistraining: Mnemotechnik in der Praxis

Das Grundprinzip einer jeden Mnemotechnik ist es, bestimmte Anker im Gehirn zu installieren, an die eine Information drangehängt werden kann. Dadurch können größere Lerninhalte gemerkt und erinnert werden.

Diese Ankerstrukturen, basieren immer auf den oben bereits erwähnten sieben Mnemotechnischen Mentalfaktoren der Fantasie, der Visualisierung, der Transformation, der Emotion, der Assoziation, der Lokalisation und der Logik.

Effiziente Mnemotechniken im Überblick

Natürlich gibt es für die unterschiedlichen Lernstoffe und -inhalte verschiedene Techniken. Diese können je nach Thema oder Lerntyp individuell angepasst werden.  Hier nun ein paar von den bekannteste Mnemotechniken, die auch im Alltag einen praktischen Nutzen haben können.

Loci-Methode

Die Loci-Methode ist die wohl bekannteste Gedächtnisübung und gehört zu den Assoziativen Lerntechniken. Sie eignet sich besonders gut, um sich Begriffe oder Bilder zu merken. Hierbei wird zuerst imaginär im Kopf ein bestimmter, persönlich sehr bekannter Weg festgelegt, der verschiedene Stopp- oder Ankerpunkte hat.

Das kann zum Beispiel eine Route in der eigenen Wohnung, der Weg zur Arbeit oder – wenn mit einem positiven Gefühl gelernt werden soll – der Weg zum Strand am Urlaubsort sein.

Danach werden an diesen vorher festgelegten Ankerpunkten die Begriffe oder Bilder hinterlegt und verknüpft, die gelernt werden sollen. Je länger die Strecke ist, desto mehr Begriffe und Inhalte können erlernt und erinnert werden. Außerdem kann diese vorher festgelegte Strecke immer wieder benutzt und neu überschrieben werden.

Einen praktischen Nutzen hat die Loci-Methode zum Beispiel für das Merken von Einkaufszetteln. Wenn vorher im persönlichen Gedächtnispalast alle Artikel mit der Route verknüpft wurden, kann auch der längste Einkaufszettel im Kopf behalten werden.

Beispiel Wohnzimmer: Festgelegte Ankerorte sind der Couchtisch, die Stehlampe, das Bücherregal und der Fernseher. Der Couchtisch steht für die Obstabteilung im Supermarkt. Die vier Tischbeine stehen wiederum für vier Äpfel, die gekauft werden sollen.

Die Tischplatte selbst ist ein Bild für eine Melone. So können dann alle Orte und Möbelstücke mit Zahlen und Assoziationen verbunden und im Kopf immer wieder abgerufen werden.

PI-Sport

Auf den ersten Blick scheint diese Mnemotechnik relativ nutzlos zu sein, denn wofür brauchen wir schon das Wissen über die Nachkommastellen der Kreiszahl PI? Allerdings gibt es im Alltag immer wieder Situationen, in denen sich jeder von uns Zahlenreihen merken muss und sei es nur die noch so kurze Geheimzahl für den Geldautomaten.

Für die ersten paar Kommastellen hinter Pi oder eben die eigene Geheimzahl reichen kurze Merksätze. Für Pi wäre das zum Beispiel: Ist’s doch o darum schwierig zu wissen wofür sie steht. Hier stehen die Buchstaben der Worte für die einzelnen Zahlen.

Wenn die eigene Geheimzahl gelernt werden soll (zum Beispiel die 2537) könnte der Merksatz „Du gehst ins Theater“ verwendet werden. Durch die Verknüpfung eines zusammenhängenden Satzes mit der Nummer, wird die abstrakte Zahl in etwas Greifbares verwandelt.

Ersatzwort- oder Schlüsselwortmethode

Mit dieser Methode können sehr effizient und gut Vokabeln gelernt werden. Sie basiert auf den Mnemotechnischen Mentalfaktoren der Visualisierung, der Assoziation und der Fantasie. Dabei verknüpft der Lernende das Wort, welches er sich merken will, mit einem bereits bekannten Wort aus seiner eigene Sprache.

Dazu bildet er dann eine möglichst fantasievolle Vorstellung. Soll zum Beispiel das englische Wort „hose“ für Schlauch gelernt werden, könnte das deutsche Wort „Hose“ dazu imaginiert werden. Nun muss nur noch einen Zusammenhang zu Schlauch hergestellt werden.

Dazu wäre eine möglichst ungewöhnliche Imagination oder ein lustiges Bild hilfreich, beispielsweise eine Person, die in einer sehr engen schlauchähnlichen Hose steckt. Wichtig ist dabei, dass die einzelnen Vorstellungen der Vokabeln selbst imaginiert werden.

Nur so kann der volle Effekt der Methode erreicht werden. Je ähnlicher die Zielsprache an der eigenen Sprache ist, desto besser funktioniert die Technik.

Karten merken

Gehirntraining mit Karten merken

Die Fähigkeit, sich ein Kartenspiel oder bestimmte Spielkarten und ihre Reihenfolge zu merken ist nicht nur für professionelle Pokerspieler nützlich. Auch Hobbyspieler können dadurch ihr Spiel erheblich verbessern.

Für diese Technik braucht es, ähnlich wie bei den anderen Techniken, ein wenig Vorbereitung, damit es funktioniert.

Die verschiedenen Bilder der Karten (Kreuz; Herz, Pik, Karo), werden in unterschiedliche Themengruppen eingeteilt. Beispielswiese ist Herz die Themengruppe Körper, da hier schnell ein Bezug zum menschlichen Herz hergestellt werden kann. Pik könnte für Natur stehen.

Jetzt werden den Zahlen aus diesen Themenbereichen einzelnen Worte zugeordnet. Weil eine Zwei (2) einem Ohr ähnlichsieht, bekommt die Zwei zum Beispiel das Ohr. Hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Diese Regeln müssen auswendig gelernt und dann, zum Beispiel mit der der Loci-Methode, verknüpft werden.

Jede Karte, die neu vom Stapel aufgedeckt wird, bekommt einen Platz in einer festgelegten Route. Durch die vorher gelernten Bilder können die Karten nun wesentlich besser memoriert werden.

Gedächtnistraining: Meisterschaften in Mnemotechniken

Die verschiedenen Mnemotechniken sind nicht nur hilfreich im Alltag oder können davor bewahren, dass die eigene Denkleistung schwächer wird, sondern ist für viele Menschen bereits Hobby oder Sport geworden. In Deutschland gibt es seit 1989 die Gesellschaft für Gedächtnis- und Kreativitätsförderung e.V. (GGK). Einmal im Jahr werden von diesem Verein die Memo-Masters abgehalten.

Das sind die Deutschen Meisterschaften, in denen sich die besten Mentalsportler Deutschlands in unterschiedlichen Disziplinen wie Zahlensprint, Namen- und Gesichtergala oder Wörterlauf messen. Die Leistungsgrenze scheint noch nicht erreicht und steigert sich fortlaufend.

Konnte sich die Teilnehmer auf der ersten Deutschen Meisterschaft in einer halben Stunde nur 390 Binärziffern merken, sind es jetzt bereist 4000. Auch im Erinnern von Spielkarten ist der Rekord mittlerweile um das 15 –fache angewachsen.

Informationen dazu finden sich auf der Homepage des Vereins und auf der Veranstaltungsseite.

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